Marie-Therese: Prinzessin liebt Goldforelle

Pünktlich zum Oktoberfest eröffnete das moderne Gasthaus Marie-Therese an der Theresienwiese mit alpiner Küche

Ein Haus mit Geschichte: Um die Jahrhundertwende war die Lokalität ein beliebter Treffpunkt für Volkssänger gewesen, weshalb der Name „Sängerwarte“ überliefert ist – besser bekannt und in den letzten Jahren vielleicht ein bisschen in die Jahre gekommen war die Wirtschaft unter dem Namen Lenz. Nach aufwendigen Renovierungsarbeiten hat im Juli das junge Wirte-Quartett Niklas Hacker, Philipp Schlick, Dominik Kneidl und Wolfgang Hingerl hier nun das nach der Namenspatronin der benachbarten Wiese benannte Gasthaus Marie-Therese eröffnet. Die Betreiber sind keine Unbekannten in der Münchner Gastronomieszene, Hingerl ist Mitinhaber der Sterne-Restaurants Mural und Mural Farmhouse, die Kollegen kennt man aus dem Le Florida, der Amistad Bar und dem La Sophia in der Au. Mittlerweile gehört es fast schon zum guten Ton in der jüngeren Münchner Gastronomie, sich auch an einer modernen bayerischen, alpenländischen Lokalität mit der dazugehörigen Küche zu versuchen; Wirts- und Gasthäuser wie u.a. das Xaver’s und das fesch im Gärtnerplatz/Glockenbachviertel, der Ederwirt im Westend und der Klinglwirt in Haidhausen, oder das Gpusi und Klara in Neuhausen-Nymphenburg haben mit frischem Wind erfolgreich einen Generationenwechsel in der Münchner Wirtshauskultur eingeläutet. 

Mit dem Marie-Therese kommt nun ein weiteres Gasthaus mit gut 100 Plätzen dazu, das mit einer schönen Bar, geschmackvollem Holzinterieur und einem hübschen Wirtsgarten für nochmal rund 70 Gäste zum Glück jegliche Bierdimpfligkeit und Pseudo-Bavaria vermissen lässt. Das spiegelt sich auch auf der Speise- und einer täglich wechselnden Mittagskarte wieder – neben Klassikern wie Cordon Bleu vom Strohschwein (24), Kässpatzn (13/18), Fleischpfanzerl mit Kartoffel-Gurken-Salat (18) und Wiener Schnitzel (20/29) stehen auch alpine und österreichische Spezialitäten wie Schlutzkrapfen (16/22), zwei Käsekrainer (12) und ofenfrische Buchteln mit Marillen-Röster (11) sowie eher außergewöhnliche, auf Klassikern basierende Speisen wie confiertes Eigelb mit Kartoffeln, Spinat und Sommertrüffel (18) oder Servietten-Knödel-Carpaccio mit Pfifferlingen (14) auf der Karte. Zu trinken gibt es Hacker-Pschorr-Bier (0,5 zu 4,50) und Weine aus Deutschland, Österreich und Italien ab 30 Euro die Flasche. Der Hauswein Hoffmann x Marie Therese (0,1 zu 5), gemischter Satz „Oan leidt’s schon no“, wird seinem Motto schon mal gerecht. Zeit ein bisschen was zu probieren. 

Bei einer Eröffnungsparty wurden viele der angebotenen Gerichte und auch ein paar mehr „flying“ aus der Küche geschickt: das Knödel-Carpaccio war fruchtig-würzig mit einer Schalotten-Vinaigrette mariniert; das schön handgeschnittene Beef Tatar wurde von einem Eigelb getoppt und mit Gurkerl serviert; der ganz hervorragend etwas süßlich marinierte Saibling vom Schliersee konnte mit einer Rahm-Gurken-Julienne als perfektes Sommergericht überzeugen. Überhaupt der Fisch: An einem anderen Tag wurde die Goldforelle mit Graupen-Risotto und Butterschaum von der Mittagskarte (Gericht plus Getränke plus Espresso/19) probiert, ganz ehrlich, recht viel besser kann man das nicht machen. Bravo. Das gilt auch für die gefüllte Kalbsbrust mit Karottengemüse – einfach richtig gut, bekommt man ja auch fast nirgends mehr. Erwähnenswert sind auch die alpinen Käspressknödel mit brauner Butter und ein deftiges Pilzgulasch mit Spätzle – auch wer keine Bergtour hinter sich hat, wie die hungrigen Mittagsgäste aus den benachbarten Kanzleien, Kliniken und Büros, langt hier kräftig zu. 

Fazit: Traditionelle alpine Küche mit Pfiff auf gehobenem Niveau bei einem realistischen Preis/Leistungs-Verhältnis. Die mit Sinn und Verstand ausgewählten Qualitäts-Produkte stammen überwiegend von regionalen Erzeugern aus dem Münchner Umland, Bayern und Österreich. Und: Zur Wiesn wird es einen Schanigarten mit Fassbier geben, verrät Wolfgang Hingerl, „muss man einfach mitnehmen“. Klar, bei der Lage.

Adresse, Öffnungszeiten, Stadtplan

  • Name: Marie-Therese Gasthaus
  • Adresse: Pettenkoferstraße 48, 80336 München
  • Öffnungszeiten: täglich von 11.30 bis 0 Uhr (warme Küche von 12 bis 22 Uhr)
  • Webseite: www.marie-therese.restaurant