Das seit 1715 bestehende Traditionswirtshaus Donisl hatte zuletzt keinen gut Ruf mehr. Wiesn-Wirt Peter Reichert möchte das mit seinem neuen Konzept ändern.
Seit wenigen Tagen strömen wieder Gäste in die zweitälteste Wirtschaft Münchens. Im Donisl am Marienplatz weht ein frischer Wind, es hat sich einiges getan. Der Ruf als Touristenfalle soll unter der Ägide von Gastro-Profi Peter Reichert definitiv der Vergangenheit angehören. Der Wiesn-Wirt – bisher betrieb er die “Schönheitskönigin” auf der Oiden Wiesn, künftig die Bräurosl – möchte, dass sein Lokal auch wieder ein beliebter Treffpunkt für Einheimische wird, die gute Wirtshausküche und die Münchner Volkssänger-Tradition mögen.
Die Musik wird also im neuen Donisl eine größere Rolle spielen, nicht nur zum Frühschoppen mit Musik am Sonntag. Das Volkssänger-Konzept von der “Schönheitskönigin” soll gewissermaßen von der Theresienwiese an den Marienplatz aufs “Musik-Brettl” transferiert werden. Die Gäste dürfen gerne mitsingen, in der Speisekarte sind auch einige Liedtexte abgedruckt. Als kleinen Vorgeschmack schnappte sich der musikbegeisterte Peter Reichert bei der Vorstellung des neuen Donisl in Anwesenheit von Hacker-Pschorr-Chef Andreas Steinfatt auch gleich selber die Harfe und sang alte Weisen unterm gläsernen Dach.
Dieses schöne “Cabrio-Dach”, das für Tageslicht und frische Luft im Hauptraum sorgt, ist vom letzten Umbau geblieben. Ansonsten haben Reichert und sein Team noch ein paar dekorative Akzente gesetzt, neue Leuchten angebracht und die Wände mit einem wärmeren Farbton ausgestattet. Reichert erläuterte dazu: „Vorher kam man sich hier drinnen ein bissl so vor, wie wenn man zum ersten Mal bei den Schwiegereltern eingeladen ist.“ Von steriler Steifheit kann man jetzt nicht mehr sprechen.
Besonders stimmungsvoll soll es künftig im ersten Stock in der Wein- und Biergalerie zugehen. Dort wird eine extra Wein- und Gin-Bar aufgestellt, um Rebensaft- und Spirituosen-Anhänger*innen eine eigene Anlaufstelle zu geben. Die Flaschenweine können übrigens auch für den heimischen Genuss eingekauft werden. Aktuell laufen noch die letzten Umbaumaßnahmen, doch schon bald wird auch die erste Etage geöffnet sein.
Was die Küche anbelangt, bringt der neue Küchenchef Wolfgang Böttinger (früher Forsthaus Wörnbrunn) traditionsreiche Münchner Wirtshausküche mit modernen Einsprengseln auf die Teller. Die Palette reicht von der Weißwurst übers Schaschlik oder das Hechtenkraut (eine Leibspeise von König Ludwig II.) bis zu einem Tomahawk-Steak für zwei bis drei kräftige Esser. Dazu ein wunderbar kühles Helles vom Fass – und die Welt ist in Ordnung.
Donisl, Weinstr. 1
Montag bis Samstag, 10.30 Uhr bis 22 Uhr, Sonntag 10.30 bis 15 Uhr (ab August)
www.donisl.com