Seit ein paar Jahren tut sich was auf dem größten Lebensmittelmarkt in München – ein Streifzug über den Jungen Viktualienmarkt
Er ist der Bauch von München und ein Magnet für Einheimische und Touristen: Der Viktualienmarkt ist einer der größten permanenten Lebensmittelmärkte in Deutschland und braucht sich auch im internationalen Vergleich nicht zu verstecken. Im Gegensatz – beispielsweise zum Naschmarkt in Wien, auf dem es mittlerweile unzählige Stände mit einem fast identischen Angebot von Oliven, Antipasti und Trockenfrüchte gibt – wurde hier einer kulinarischen Monokultur von der Münchner Markthallen-Verwaltung frühzeitig ein Riegel vorgeschoben. So konnten bis auf wenige Ausnahmen (Obst, Gemüse) maximal zwei, drei Stände gleiche oder ähnliche Produkte anbieten, bei Neuvergaben ist man deutlich strenger. Auch deshalb bietet der Markt ein breites Spektrum an hochqualitativen Lebensmitteln quer durch Bayern, Deutschland, Europa und die Welt.
Nach einer längeren Phase des Stillstandes herrscht seit ein paar Jahren wieder Aufbruchsstimmung am Markt – das hat natürlich auch mit einem Generationswechsel der Betreiberinnen und Betreiber zu tun. Ein frischer, oft regionaler Wind weht durch die Marktstände – höchste Zeit für einen kleinen Rundgang. Wer mit den Adressen nicht zu recht kommt – einfach durchfragen. Hier bei Wikipedia gibt es außerdem eine Karte mit den unterschiedlichen Abteilungen.
Caspar Plautz
Sie haben den richtigen Riecher gehabt: Theo Lindinger und Dominik Klier locken bereits seit 2017 im Namen der Kartoffel immer mehr Genussmenschen an ihren Stand Caspar Plautz – benannt ist dieser nach einem österreichischen Mönch, der 1621, kurz nachdem die Kartoffel nach Europa kam, die ersten Rezepte mit der Knolle publizierte. So steht es in Theos und Dominiks Kochbuch (Verlag Antje Kunstmann) gleichen Namens, in dem sie zusammen mit ihrem Koch Kay ihre Lieblingsrezepte um die nahrhafte Erdfrucht versammeln. Mittlerweile ist der Ansturm enorm – man sollte frühzeitig kommen, um die wunderbaren Kartoffelgerichte (ab 6,50 Euro), zum Beispiel mit Shakshuka, Kichererbsen-Curry oder auch Ochsenmaulsalat, genießen zu können. Kartoffeln bester Qualität und mittlerweile fast vergessene Sorten gibt es natürlich auch zum Kaufen.
Caspar Plautz, Stand 38, Abteilung III; Di-Sa 8 bis 17/Mittagstisch 12 bis 15 Uhr; www.casperplautz.de
FIRST8 Kombucha Manufaktur
Kombucha ist nach wie vor ein Zeitgeistgetränk und das darf auf dem jungen Viktualienmarkt natürlich nicht fehlen. Hanna Schumacher war es einfach leid, nur Wasser zu trinken und hat nach einer alkoholfreien Alternative auch für Abends gesucht – so war die Idee zu Münchens First8 Kombucha Manufaktur geboren. Das fermentierte Getränk aus Hefe- und Milchsäurekulturen wird mit frisch gepresstem Obst und verschiedenen Kräutern in diversen Geschmacksrichtungen verfeinert – gesund ist das Ganze natürlich auch noch. Seit Februar 2021werden diese im Ausschank nun auch auf dem Markt angeboten, in der kalten Jahreszeit sogar warm. Hier kann man probieren und sogar Startersets zum DIY-Kombucha kaufen – und natürlich auch ein fertiges Sixpack für daheim.
FIRST8 Kombucha Manufaktur, Stand 3, Abteilung VI, Mi-Fr 11 bis 18.30/ Sa 11 bis 16.30 Uhr; www.first8kombucha.de
Lea Zapf Marktpatisserie
Auch bereits seit ein paar Jahren ist Lea Zapf, Konditormeisterin und durch und durch Münchnerin mit einem Doppelstand auf dem Markt gleich gegenüber der Hermannsdorfer Landwerkstätten an der Frauenstraße vertreten. Wer schon einmal in den Genuss eines Kuchens oder Gebäckstücks aus ihrer Lea Zapf Marktpatisserie gekommen ist, weiß, hier ist echte Handwerkskunst am Start. Und es geht natürlich auch höchst regional zu: Die Eier kommen von glücklichen und freilebenden Hühnern vom Hof Gut Hollern in Eching, die Hofbräuhaus-Kunstmühle im Tal mahlt das Mehl und die Kaffeerösterei Vits am Isartor röstet richtig gute Bohnen für die Kaffee-Spezialitäten, die am Standl ausgeschenkt werden.
Lea Zapf Marktpatisserie, Stand 20/21, Abteilung III, Mi-Fr 12 bis 18/Sa 10.30 bis 17 Uhr; www.leazapf.de
Gürmet
Der Neuzugang: Mette Gür hatte mit seiner Partnerin Sarah Lange seinen Stand Gürmet Mitte Februar 2023 an der Westenriederstraße kaum eröffnet, schon standen die Leute Schlange, um in den Genuss von Sarahs türkischen Meze und Mettes Auswahl an französischen, türkischen und deutschen Weinen zu kommen. Die beiden haben sich dreimal beworben, endlich hat es geklappt. Vier kleine Gerichte stehen täglich zur Auswahl, zum Beispiel Rote Bete-Hummus oder türkisches Shakshuka – allesamt köstlich. Geplant sind außerdem Weinproben mit wechselnden Winzern, probieren kann man die Weine, eine Ausschankgenehmigung fehlt noch.
Gürmet Wein & Meze am Markt, Laden Nr. 9, Abt VI; Di-Sa: 10 bis 18 Uhr; www.gürmet.de
Kraut & Müller
Ebenfalls recht neu am Markt ist Susanne Müller mit ihrem festen Ladenstand Kraut & Müller: Wie der Name schon sagt, dreht sich hier vieles um den Kohl in diversen Variationen aber nicht nur: Neben einer Vielzahl von fermentierten und eingeweckten Produkten wie eben Sauerkraut und anderem Gemüse von Felix Schneider, bietet Susi auch Spezialitäten aus ihrer Heimat, der Oberpfalz an. Zum Beispiel das untergärige Zoigl-Bier vom Schafferhof, Ziegenmilch-Karamell vom Biohof Michlbauer, Bärnauer Garnelen und Waldsassener Lebkuchen. Alles traditionell und biologisch hergestellt und wie sie sagt „narrisch guad“. Die probierten Fruchtaufstriche von Peter Kunze sind jedenfalls schon mal sehr gut.
Kraut & Müller, Stand 13, Abteilung VI; Di-Fr 10 bis 18/bis 16 Uhr; www.krautundmueller.de
Efendi
Gleich gegenüber noch ein neues Gesicht: Auf der Fläche eines ehemaligen Blumenstandes (Aufgabe wg. Ruhestand) hat sich Baris Celik mit seinen anatolischen Spezialitäten unter dem Namen Efendi niedergelassen. Hier gibt es in Gläser verpackte Delikatessen: Pesto, Chutneys, Hummus, diverse Vorspeisen, aber auch raffiniert belegte Panini, Bowls und Baklava für den kleinen Hunger zwischendurch zum Mitnehmen. In Großweil betreibt Baris auch ein Restaurant mit Genuss-Manufaktur, hier wird allerhand von Baba Ganoush und Taboulé bis Steaks und „Börger“ vom Lavasteingrill serviert.
Effendi, Abteilung VI, Mi-Fr 11 bis 17/Sa 11 bis 16.30 Uhr; www.efendilokal.com
Resi am Markt
Bereits seit Juli 2020 versorgen Theresa Koblbauer und ihr Team von Resi am Markt die Kundschaft mit frischem und überwiegend regionalem Obst und Gemüse, teils in Demeter- und Bio-Qualität. Wie beim Vorgänger gibt es hier ebenfalls frisch gepresste Säfte, aber auch Smoothies und Schorlen zum Mitnehmen, sowie direkt zum vor Ort genießen in einer neuen, gemütlichen Sitzecke. Außerdem werden auch Speisen to go angeboten: Aus frischem Marktgemüse und -obst werden Marmeladen, Sugos, veganes Chili sin Carne und vieles mehr gekocht – alles natürlich in Bio-Qualität.
Resi am Markt, Stand 18, Abteilung I; Mo-Sa 8 bis 18 Uhr; www.resi-am-markt.de
satt & gut
Sabine Köhl von satt & gut hat sich mit ihrem ungewöhnlicher Weise zwischen Geflügel- und Pferdemetzgerei angesiedelten kleinen Laden einen Traum erfüllt: Lebensmittel, die sie begeistern, möchte sie auch anderen Menschen näher bringen. Das Besondere daran: Sabine ist der Meinung, dass gute Waren keine Weltreise machen müssen – denn viele Grundnahrungsmittel wie Hülsenfrüchte, Getreideprodukte, Speiseöl, etc. können auch regional angebaut und hergestellt werden, auch wenn man das wie bei ihrem bayerischen Tofu und Reis nicht vermuten würde. Für ihre Kundinnen und Kunden hat sie außerdem Rezeptideen und Zubereitungstipps parat sowie mindestens ein veganes (Mittags-)Gericht.
Satt & Gut, Stand 8, Abteilung V, Di-Fr 10 bis 18/Sa bis 16 Uhr; www.satt-und-gut.de
Wilde Zeiten
Vielfalt ist alles: Seit Dezember 2020 haben die Geschwister Sabine und Christian Kroiß ihr Wild-Feinkost-Geschäft Wilde Zeiten in der Metzgerzeile eröffnet – sie bieten Wildbret, hochwertige Wurst- und Schinkenprodukte, Fonds, Saucen und dazu passende Beilagen an. Vieles von den beiden selbst gejagt, alles aus hauseigener Produktion oder in Kooperation mit Metzgern aus der Region. Wildtiere wären schließlich eine wertvolle, ökologisch einwandfreie Ressource direkt aus heimischen Wäldern, so die Geschwister. Und: Jagd ist das Gegenteil von Massentierhaltung – Hirsche, Rehe, Gams, Wildschweine und Wildhasen leben bis zuletzt in Freiheit und ernähren sich direkt aus der Natur.
Wilde Zeiten, Viktualienmarkt 2, Abteilung VII, Di-Fr 10 bis 18/Sa bis 17 Uhr; www.wilde-zeiten.store
Max & Moritz Weinbar
Der Weinverkauf Kallstadt auf dem Viktualienmarkt war Legende; Letztes Jahr haben die Freunde Max und Moritz hier ihre Weinbar by The Winestore nach einer Komplettsanierung als Nachfolger eröffnet. Im Angebot sind deutsche und südafrikanische Weine, es gibt eine kleine Bar mit Ausschank sowie ein modern gestalteter Außenbereich mit schwarzen Bistrotischen und Ausblick auf den Fischhändler Poseidon (wird im März nach Renovierung wiedereröffnet), von dem man sich (wie von allen anderen Ständen) eine Kleinigkeit zum Verzehr vor Ort holen kann, denn eine Gastro-Lizenz hat auch die neue Weinbar nicht.
Max und Moritz Weinbar, Westenriederstr. 9, Abteilung VI; Mo-Fr: 11 bis 20/Sa 10 bis 20 Uhr; www.the-winestore.com
Autor: Rainer Germann