Kurz vor Jahresende wurde die Münchner Gastrolandschaft von einer Schließungswelle erschüttert. Nun sagten auch die Brasserie Tresznjewski, das Restaurant Oskar, das Occam Deli, die Königsquelle und das Pasta e basta goodbye.
Was ist denn bloß los in den letzten Wochen des Jahres? Elf bekannte Lokale in München wurden zuletzt überraschend geschlossen oder öffneten an Silvester zum allerletzten Mal. So wird 2024 wahrlich als schlechtes Jahr für die Münchner Gastronomieszene in die Annalen eingehen. Die Gründe für das Lokalsterben sind fast überall dieselben: geringerer Umsatz, weniger Firmenfeiern, durch die Decke gehende Kosten, gestiegene Energiepreise, der wieder angehobene Mehrwertsteuersatz auf Speisen und Getränke und geplante Gebäudesanierungen werden meist genannt.
Zwei beliebte Restaurants konnten Interessierte aber immerhin noch einmal am Silvesterabend besuchen. Im 2022 eröffneten Schwabinger Oskar (Bismarckstr. 21) wurde ein letztes Mal ein großes Sechs-Gänge-Menü aufgefahren. Wirt Marko Huth spricht von einem lachenden und einem weinenden Auge. Aus wirtschaftlichen Gründen musste er die Reißleine ziehen, im Vergleich zum Vorjahr gab es 45 Prozent weniger Umsatz, verriet er den Kollegen von der tz. Für Marko Huth wird es wohl in der Gastronomie weitergehen – aber vielleicht nicht in München.
Ein Wiedersehen mit den Betreibern des Occam Deli (Feilitzschstr. 15) in Schwabing ist dagegen sehr wahrscheinlich, schließlich haben Markus und Florian Thatenhorst noch fünf weitere Lokale in München. Doch nach 12 Jahren müssen sie ihr Deli aufgeben, weil man sich mit dem neuen Hauseigentümer nicht mehr auf eine Vertragsverlängerung einigen konnte. Die Thatenhorsts sind guter Dinge: „Es besteht Hoffnung! Wir sind dran, das Occam Deli an anderer Stelle wieder zum Leben zu erwecken!
Nach 32 Jahren hat am letzten Tag des vergangenen Jahres auch die Brasserie Tresznjewski (Theresienstr. 32) im Museumsviertel geschlossen: Ein beliebter Treff für Studierende und Museumsbesucher, bereits mittags oft gut besucht als beliebter Lunchtreffpunkt, abends oft brechend voll. Angeblich hätten jetzt die „Rahmenbedingungen nicht mehr gepasst, um das Lokal rentabel zu betreiben“, wird auf der Website mitgeteilt, und deshalb wurde auch der Mietvertrag nicht mehr verlängert.
Bleiben wir in Schwabing und in der Maxvorstadt: Das Öeins in der Herzogstraße ist nach fast 20 Jahren ebenfalls Geschichte und hat bereits geschlossen – „aufgrund betrieblicher Gründe“, die nicht näher präzisiert wurden. Den Fans von Wiener Schnitzel und Kaiserschmarrn bleibt allerdings ein Trost: Das österreichische Restaurant hat einen Ableger im Sendlinger Stemmerhof. Dort geht der Betrieb wie gewohnt weiter.
Lokalsterben nicht nur in Schwabing
Das 1983 eröffnete Stadtcafé im Stadtmuseum hat ganz überraschend letzten Oktober zugesperrt – alle 16 Mitarbeiter*innen bekamen dann ihre Kündigungen. Münchens Kunstschaffende, Bohemiens, Pressevertreter*innen und Kinofans sorgten über die Jahre für den Ruf des Cafés als „Intellektuellen-Treff“ – aber eben nicht nur. Die große Terrasse lockte Sonnenhungrige jeglicher Couleur auf den Sankt-Jakobs-Platz gegenüber der Hauptsynagoge, die bei Cappuccino und Pastis eine Auszeit genossen. Unvergesslich der Ansturm am Faschingsdienstag – Geschäftsführer Otto-Gerhard Knoller-Weber gab bekannt, dass das Stadtcafé aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage und der lahmenden Konjunktur, wegen der Schließung des Stadtmuseums im Januar, der Renovierung und der damit einhergehenden Baustelle mit Verlust der Terrasse im Innenhof schließen musste. (s. https://www.in-muenchen.de/stadtleben/aus-fuer-das-muenchner-stadtcafe.html)
Zu einer großen Abschiedsfeier ist es nach 28 Jahren im Fresh Bagels & Muffins in der Barer Straße nicht mehr gekommen. Francesco Dreyfus, Betreiber des beliebten Coffeeshops, hat vor Kurzem die letzten amerikanischen Leckereien über den Tresen gereicht. Die Hausverwaltung hat ihm vor sechs Monaten gekündigt und die neuen Immobilienverwalter zeigten kein Interesse an einer Übernahme des Mietvertrags.
Ein auslaufender Mietvertrag war Ende Oktober auch der Grund, dass die griechische Kult-Taverne Lucullus in Untergiesing ihre Pforten nach sage und schreibe 36 Jahren für immer schließen musste. Doch damit nicht genug! Die Giesinger mussten zum Jahresende noch zwei weitere Schließungen verkraften. Das Wirtshaus Siebenbrunn am Tierpark hatte am 29. Dezember seinen letzten Tag. Wirt Martin Osterrieder hat sich nach 12 Jahren aufgrund von explodierenden Kosten dazu entschlossen, sein Lokal aufzugeben. Außerdem schließt das Team von Emmi’s Kitchen seine Giesinger Filiale in der Werinherstraße. Vegane Speisen gibt’s aber weiterhin noch in den zwei Münchner Filialen in der Buttermelcherstraße und in der Wilhelmstraße.
Vom italienischen Restaurant Pasta e basta gab’s früher auch mal mehrere Filialen. Zuletzt war nur noch das Lokal in der Fraunhoferstraße übrig geblieben. Doch auch dieses ist nun nach 19 Jahren passé. Das Aus kam sehr überraschend und wurde lediglich über einen Aushang an der Eingangstür kommuniziert. Demzufolge war am Samstag, dem 21.12.2024, die letzte Aufführung im Theater Pasta e basta! Die Webseite ist inzwischen auch schon offline.
Und mit der Königsquelle hat auch ein regelrechtes Kultlokal im Gärtnerplatzviertel am Baaderplatz seit mehreren Wochen geschlossen: Hintergrund sind Probleme mit dem KVR, eine größere Renovierung müsste wohl anstehen, um das vor fast 40 Jahren von den Wirten Peter Schreiber und Christian Fröhlich eröffnete Lokal wieder auf Kurs zu bringen. Die Zukunft ist ungewiss, heißt es. Schade ist es allemal: Die Königsquelle war (früher) bekannt für das beste Wiener Schnitzel in der Stadt und versammelte noch bis vor ein paar Jahren eine illustre Gästeschar aus Kultur, Politik und Gesellschaft.
Der letzte Vorhang ist in der Münchner Gastronomie zuletzt also gleich mehrfach gefallen. Und doch gibt es Hoffnung, wie ihr anhand unserer Übersicht über die empfehlenswertesten Neueröffnungen des Jahres 2024 sehen könnt.