Von der Eiszeit bis ins Heute in nur einem Monat – Münchens Museen im November:
Alles gut? Nicht nur so dahingesagte Floskel, auch Ausstellungstitel! Zu sehen in der Galerie Bezirk Oberbayern sind bis 21. Februar 2025 Werke der Konzeptkünstlerin Patricia London Ante Paris und des Künstlers Michel Ries. Beide begegnen in ihren Arbeiten den individuellen und gesellschaftlich komplexen Problemen mit den Mitteln der Kunst und scheuen nicht den fragenden Blick hinter ein oberflächliches „Alles gut.“ Rosafarben, wiesengrün und knallpink bepinselte Pappkartons aus Nachbars Papiertonne werden in der ausgestellten „Problem City“ im wahrsten Sinne des Wortes zum „Päckchen“, das jeder Mensch zu tragen hat. Michel Ries präsentiert erstmalig großformatige Zeichnungen aus seiner jüngsten Schaffensphase, die sich existenziellen Themen widmen. Mit kräftigen Farben und sicherem Strich erzählt er sein Leben in Symbolen. So verarbeitet er schöne, aber auch herausfordernde Erfahrungen aus seinem Alltag, die bis hin zu Diskriminierung reichen.
Rüber ins VS, dem Interimsquartier der Villa Stuck zu Hank Schmidt in der Beek – Drachensaison in der gegenstandslosen Welt (7.11. – 16.2.25). „Nach einem Aufenthalt in Hank Schmidt in der Beeks Bilderwelt ist eine Betrachtung von Picasso, van Gogh oder Dalí nicht mehr möglich oder zumindest kaum zu ertragen. Kaum zu ertragen ohne Goofy, den Bastelschlumpf, die Peanuts oder die Panzerknacker. Ohne sie sind die großen Meister einsam, tot und verloren. Ich will sie nie mehr sehen, nie mehr ohne Hank.“So schreibt der Münchner Musiker und Autor Pico Be über Hank Schmidt in Beeks Collagen. Hank wiederum hält diesen Text für den schönsten, den er bisher über seine Arbeiten gelesen hat: „Mehr muss nicht gesagt werden“. Nichtsdestotrotz: Hank Schmidt in der Beeks Collagen und Gemälde bieten einen wilden Ritt durch die Kunstgeschichte, der auch diejenigen begeistert, die keine Ahnung von Kunstgeschichte haben. Der Künstler verbindet lustvoll Welten, die meilenweit voneinander entfernt scheinen: Comics und die Klassiker der Moderne. Ein wunderbares Kunsterlebnis für Groß und Klein.
Im Ausstellungstrialog „Liminal Zone – Zwischen Welten“ zeigt das Kunsthaus Kaufbeuren Werke des portugiesischen Künstlers Jorge Queiroz, des Schweden Andreas Eriksson und der jungen französischen Malerin Aelita le Quément. Erstmals im süddeutschen Raum wird das Schaffen der drei Künstler:innen institutionell und damit einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Einige der Werke entstanden eigens für die Ausstellung. Eine wesentliche Verbindung aller Drei findet sich im Umgang mit »Liminalität« als einem zentralen Aspekt innerhalb des jeweiligen Schaffens.
Frisch verlängert! Auf einer Fläche von 2300 Quadratmetern werden bei House of Banksy – An Unauthorized Exhibition (Bis 16.2.2025) im B-TWEEN über 200 Motive des weltweit gehypten Street Artists gezeigt.
In Bayern finden sich zahlreiche glanzvolle Bauten der architektonischen Moderne. Überall im Land entstanden in den 1920er und 30er Jahren eindrucksvolle Wohnsiedlungen, Postbauten, Kirchen und andere Gebäude im neuen Stil. Mit dem Begriff „Bauhaus“ ist die 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründete Kunsthochschule gemeint. Die Ausstellung „Bauhaus in Bayern“ in der Pasinger Fabrik zeigt vom 7.11. – 2.2.2025 S/W-Aufnahmen des international arbeitenden Fotografen Jean Molitor und der Fotografin Antje Hanebeck. Hanebecks fotografischer Ansatz verfolgt weniger das architektonische Dokument, als vielmehr eine komplexe Form des architektonischen Porträts. Beim Blick durch die Kamera entkoppelt die Fotografin die Architektur vom rein Faktischen. Die architektonische Idee wird anhand wesentlicher Details und einer speziellen Lichtführung ins Blickfeld gerückt.
Die Ausstellung “Urformen – Eiszeitkunst begreifen”, die ab 22.11. bis 21.4.2025 in der Archäologischen Staatssammlung in München gezeigt wird, gibt anhand von Nachbildungen Einblick in das künstlerische Schaffen unserer Vorfahren. Sie besteht aus der Ulmer Wanderausstellung „Urformen – Figürliche Eiszeitkunst Europas“, ergänzt um einen inklusiven Bestandteil des Württembergischen Landesmuseums Stuttgart. Ausgehend von den bekannten Funden aus den Höhlen der Schwäbischen Alb können zudem 23 nachgeschnitzte eiszeitliche Kunstwerke aus anderen Fundstellen Europas hautnah erlebt werden. Interaktive Stationen bieten Einblicke in die Lebensrealität der Menschen der Altsteinzeit.
Zu guter letzt noch surreal gegen die Zeichen der Zeit mit Aber hier leben? Nein danke. – Surrealismus + Antifaschismus im Lenbachhaus (Bis 2.3.2025). Der Surrealismus war eine politisierte Bewegung von internationaler Reichweite und internationalistischen Überzeugungen. Seine Anfänge liegen in der Kunst und der Literatur, jedoch reicht er weit über beide hinaus. Die Surrealist*innen wollten die Gesellschaft radikal verändern und das Leben neu denken. Schon seit den 1920er Jahren prangerten sie die europäische Kolonialpolitik an, organisierten sich gegen Faschisten, wurden interniert und verfolgt, flohen aus Europa, fielen im Krieg. Die Ausstellung sieht sich als Bündelung von Versuchen, einen immer noch eng definierten und politisch verharmlosten surrealistischen Kanon zu revidieren und die Frage neu zu beantworten: Was ist Surrealismus? Mit Werken und Texten von: Georges Bataille, Hans Bellmer, Erwin Blumenfeld, Victor Brauner, André Breton, Max Ernst, René Magritte, La Main à plume, André Masson, Roberto Matta, China Miéville, Lee Miller, Joan Miró, Amy Nimr u.v.a.