Während im August kaum neue Ausstellungen beginnen, kann man gut bisher verpasste Highlights aufholen:
Nur noch bis 8. September gibt es im Lenbachhaus eines der Kunsthighlights der Saison zu bestaunen: Mit „Meta-mentary„ kann man eine Ausstellung erleben, bei der die filmischen Bildwelten und das künstlerische Vokabular der chinesischen Künstlerin Cao Fei Teil des Raumes werden. Cao Fei gilt international als eine der wichtigen Vertreterinnen post-digitaler Kunst. Der Begriff des Post-Digitalen existiert seit Anfang der 2000er Jahre und benennt eine Kunst, deren Thema und wesentlicher Bestandteil die digitale Durchdringung unseres Alltags ist. Kunst wird aus dem Digitalen heraus gedacht und eignet sich dessen Strukturen und Charakteristika an. Als Kind des Pearl River Delta wuchs Fei in einer Gegend Chinas auf, die im Zentrum rasanten Wirtschaftswachstums und städtebaulicher Entwicklung stand. Popkultur, Computerspiele, Unterhaltungselektronik und neueste Technologien waren ihre Jugendgefährten. Seit 2006 lebt und arbeitet sie in Beijing. In ihren Filmen, Fotos und begehbaren Multimedia-Installationen beschäftigt sich Cao Fei mit den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbrüchen ihrer und unserer gemeinsamen Lebenswelt. Digitalisierung, Globalisierung, die Veränderung urbaner und vorstädtischer Strukturen und damit unserer Lebensräume sind Kern ihrer künstlerischen Arbeit. Ihr Augenmerk richtet sich auf die Umstände, wie wir Menschen leben, auf Entwicklungen um uns herum reagieren, uns ihnen anpassen oder sie aktiv in unser Leben einbeziehen.
Ein Junge im Matrosenanzug, eine Dame mit Barett und übergroßen Puffärmeln, ein Rabbiner mit aufgeschlagenem Gebetbuch. Das Jüdische Museum München zeigt in seiner Ausstellung Bildgeschichten. Münchner Jüdinnen und Juden im Porträt (Bis 2.3.2025) bekannte und vergessene Münchner Gesichter und fragt: Wer ließ sich von wem porträtieren? Wie wollte man gesehen werden? Wen wollte man darstellen? Die Werke aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert erzählen vom Selbstverständnis jüdischer Familien in München und ihrem Beitrag zur Stadtgesellschaft bis zur Verfolgung im Nationalsozialismus und zeigen die Vielfalt jüdischer Identitäten.
Auf einer Fläche von 2300 Quadratmetern werden bei House of Banksy – An Unauthorized Exhibition (Bis 27.10.) im B-TWEEN über 200 Motive des weltweit gehypten Street Artists gezeigt. Damit wird sie zur weltweitgrößten Werkschau seiner Kunst. Graffitis, Fotografien, Skulpturen, Videoinstallationen und Drucke auf verschiedenen Materialien wie Leinwand, Holz, Aluminium, Gips, Beton, Backstein und Plexiglas wurden eigens für diese Schau reproduziert und in einem aufwändigen und einzigartigen Setting zusammengetragen. Diese Hommage und die dort gezeigten Bildinstallationen sind aufgrund der Anonymität des Künstlers allerdings nicht von Banksy selbst autorisiert.
Rüber ins Lothringer 13 und zur Ausstellung mit dem sperrigen Titel Part Time Commitment Series. Chapter 4: Sprechende Körper, denkende Arme – eine Kartierung des Quereinstiegs: Künstler*innen der Klasse für Quereinstieg/Artists Pedagogy der Akademie der Bildenden Künste München widmen sich dem Phänomen Arbeit und Wert in seinen kulturellen, materiellen und gesellschafts-ökonomischen Dimensionen. In einem inszenierten Thinking Together (mit menschlichen und nichtmenschlichen Akteur*innen), werden existenzielle Ressourcen wie (Lebens-)Zeit und Geld, Überzeugung, künstlerische Vision, Gestaltung dessen, was uns umgibt, sich widmen wollen und Glück verhandelt. Die Halle der Lothringer 13 wird zu einer Infrastruktur, in die sich Künstler*innen mit Expert*innen des Querein- und -aussteigens sowie mit Besucher*innen in einen Austausch über Arbeit, Wert und Sinn begeben. Mit Werken von Sofia Gold, Nikolai Gümbel, Judith Hagen u.v.a.
Und weiter zur Kunstbehandlung – einer der kultigsten Galerien des Glockenbachviertels, wo aktuell Garth Bowden ausstellt. Bowden (geb. 1970) wuchs in London auf, wo er am Camberwell Art College und an der Chelsea School of Fine Art Bildende Kunst und Bildhauerei studierte. Er lebt heute in Südfrankreich und stellt in ganz Europa und im Pazifikraum aus. Seine multidisziplinäre Arbeit zeigt oftmals Bezüge zu seiner kurzzeitigen Tätigkeit als Spielzeugdesigner und umfasst Malerei, Bildhauerei und Fotografie.
In seiner ersten Ausstellung in der Kunstbehandlung werden Werke aus zwei Serien gezeigt: „The Silent Crowd“ und „Pisney“. Beide Motivreihen zeigen Garth Bowdens Faszination für das Ikonographische in der Popkultur und speziell für die von Disney geschaffenen Symboliken und universellen, allgegenwärtigen Bildwelten.
Sie ist eine Ikone der Literatur des 20. Jahrhunderts, jede Neuveröffentlichung aus dem Nachlass ein Ereignis, die Faszination ihres Werks und ihrer Person sind ungebrochen: Ingeborg Bachmann (1926-1973), die große österreichische Dichterin, wird erstmals in München in einer umfassenden Ausstellung gewürdigt. Bis heute inspiriert sie Biographen und Filmemacherinnen, die Literaturwissenschaft und Generationen von Leserinnen weltweit. In Zusammenarbeit mit der Österreichischen Nationalbibliothek zeigt das Literaturhaus München in „Ich bin es nicht. Ich bin’s. Ingeborg Bachmann“ (Bis 3.11.) bisher Unveröffentlichtes aus dem Nachlass, darunter Briefe von Max Frisch, Henry Kissinger, Marie Luise Kaschnitz und Nelly Sachs. Zahlreiche Originalmanuskripte, Persönliches wie ihre Schreibmaschine und ihre Garderobe, seltene Ton- und Filmdokumente zeigen, wie sehr Ingeborg Bachmanns Leben einem ästhetischen Konzept folgte, das untrennbar von ihrem Werk ist. Video-Kommentare zeitgenössischer Bachmann-Expertinnen und -Experten zeugen von der Aktualität und anhaltenden Wirkung ihrer Texte. Die Ausstellung zeigt Ingeborg Bachmann als ebenso selbstbewusste wie verletzliche Künstlerin, als frühen Medienstar und Stilikone, als politische Schriftstellerin.