Passend zur Bundestagswahl widmen sich einige Museen und Ausstellungen unserem täglichen Miteinander.
„Aber hier leben? Nein danke. – Surrealismus + Antifaschismus“ im Lenbachhaus
Zunächst: Liebe Lesende, am 23.2. ist Bundestagswahl. Wer noch nicht ganz auf dem Schirm hat, was auf lange Sicht auf dem Spiel stehen könnte, sollte Aber hier leben? Nein danke. – Surrealismus + Antifaschismus im Lenbachhaus (bis 2.3. 2025) besuchen. Der Surrealismus war eine politisierte Bewegung von internationaler Reichweite und internationalistischen Überzeugungen. Seine Anfänge liegen in der Kunst und der Literatur, jedoch reicht er weit über beide hinaus. Die Surrealist*innen wollten die Gesellschaft radikal verändern und das Leben neu denken. Schon seit den 1920er Jahren prangerten sie die europäische Kolonialpolitik an, organisierten sich gegen Faschisten, wurden interniert und verfolgt, flohen aus Europa, fielen im Krieg. Die Ausstellung sieht sich als Bündelung von Versuchen, einen immer noch eng definierten und politisch verharmlosten surrealistischen Kanon zu revidieren und die Frage neu zu beantworten: Was ist Surrealismus? Mit Werken und Texten von: Georges Bataille, Hans Bellmer, Erwin Blumenfeld, Victor Brauner, André Breton, Max Ernst, René Magritte, La Main à plume, André Masson, Roberto Matta, China Miéville, Lee Miller, Joan Miró, Amy Nimr u.v.a.
„Den Menschen vor Augen“ in der Pinakothek der Moderne
Den Menschen vor Augen hat man in der Pinakothek der Moderne (bis 13.4.). In der Ausstellung dreht es sich um künstlerische Strategien seiner Darstellung in italienischen Zeichnungen 1450 – 1750, denn: Zu den größten Errungenschaften der frühen Neuzeit zählt neben dem Wahrnehmungskonzept der Zentralperspektive fraglos die Wiederentdeckung des Menschen in der Kunst als selbstbestimmtes Wesen aus Fleisch und Blut. Sie war kein punktuelles Ereignis, sondern ein Prozess beständiger und intensiver Beobachtung und Analyse. Die Sicht auf den Menschen als kreatürliches Phänomen und soziales Wesen, als Person und Charakter vollzog sich seit der Renaissance besonders vielfältig gerade auch in der italienischen Zeichenkunst. Die Ausstellung umfasst selten gezeigte Glanzstücke der Staatlichen Graphischen Sammlung München, wie die früheste sienesische Bildnisstudie von Domenico di Bartolo (um 1400–1447) oder das Blatt mit einem männlichen Torso, in dem Michelangelo Buonarroti (1475–1564) eine neuartige von ihm entwickelte Strichtechnik von besonders vitaler Wirkung anwendet.
„Alles gut?“ in der Galerie Bezirk Oberbayern
Alles gut? Nicht nur so dahingesagte Floskel, auch Ausstellungstitel! Zu sehen in der Galerie Bezirk Oberbayern sind bis 21. Februar 2025 Werke der Konzeptkünstlerin Patricia London Ante Paris und des Künstlers Michel Ries. Beide begegnen in ihren Arbeiten den individuellen und gesellschaftlich komplexen Problemen mit den Mitteln der Kunst und scheuen nicht den fragenden Blick hinter ein oberflächliches „Alles gut.“ Rosafarben, wiesengrün und knallpink bepinselte Pappkartons aus Nachbars Papiertonne werden in der ausgestellten „Problem City“ im wahrsten Sinne des Wortes zum „Päckchen“, das jeder Mensch zu tragen hat. Michel Ries präsentiert erstmalig großformatige Zeichnungen aus seiner jüngsten Schaffensphase, die sich existenziellen Themen widmen. Mit kräftigen Farben und sicherem Strich erzählt er sein Leben in Symbolen. So verarbeitet er schöne, aber auch herausfordernde Erfahrungen aus seinem Alltag, die bis hin zu Diskriminierung reichen.
„Landschaftsmalerei“ in der neuen Galerie Dachau
Anknüpfend an die Tradition der Künstlerkolonie Dachau, die im Geist der Freilichtmalerei entstand, zeigt die Neue Galerie Dachau alle drei Jahre Landschaftsmalerei der Gegenwart (Bis 23.2.). Doch was ist über 100 Jahre später aus dieser klassischen Gattung der Malerei geworden? Ist sie angesichts der in zwischen weitgehend zurückgedrängten und vom Menschen überformten Natur heute ein Anachronismus? Fabian Engl, Theresa Möller, Jochen Pankrath und Elke Zauner präsentieren überwiegend imaginäre Bilder, die von selbst erlebten Landschaften inspiriert sind und die Grenzen dieser Gattung ausloten. Am letzten Ausstellungstag, den 23.2. gibt es um 15:30 Uhr ein Künstler*innengespräch mit Elke Zauner und Fabian Engl.
„Bildgeschichten. Münchner Jüdinnen und Juden im Porträt“ im Jüdischen Museum
Ein Junge im Matrosenanzug, eine Dame mit Barett und übergroßen Puffärmeln, ein Rabbiner mit aufgeschlagenem Gebetbuch. Das Jüdische Museum München zeigt in seiner Ausstellung Bildgeschichten. Münchner Jüdinnen und Juden im Porträt (Bis 2.3.2025) bekannte und vergessene Münchner Gesichter und fragt: Wer ließ sich von wem porträtieren? Wen wollte man darstellen? Die Werke aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert erzählen vom Selbstverständnis jüdischer Familien in München und ihrem Beitrag zur Stadtgesellschaft und zeigen die Vielfalt jüdischer Identitäten.
„House of Banksy“ im B-TWEEN
Frisch verlängert und doch bald die letzte Chance! Auf einer Fläche von 2300 Quadratmetern werden bei House of Banksy – An Unauthorized Exhibition (Bis 27.4.) im B-TWEEN über 200 Motive des weltweit gehypten Street Artists gezeigt. Graffitis, Fotografien, Skulpturen, Videoinstallationen und Drucke auf verschiedenen Materialien wie Leinwand, Holz, Aluminium, Gips, Beton, Backstein und Plexiglas wurden eigens für diese Schau reproduziert und in einem aufwändigen und einzigartigen Setting zusammengetragen.
Rachel Ruysch – Nature into Art in der Alten Pinakothek
Wer im Winter die Blumen vermisst, der sollte in die Alte Pinakothek zu Rachel Ruysch – Nature into Art (Bis 16.3.25): Ihre täuschend echt wirkenden Blumenstillleben mit Pflanzen und Früchten, Schmetterlingen und Insekten aus den verschiedensten Regionen der Welt galten bereits zu Lebzeiten als gesuchte und kostspielige Sammlerstücke. Die Nachfrage war so groß, dass es sich die Amsterdamer Malerin leisten konnte, nur wenige Stücke im Jahr zu produzieren. Die Alte Pinakothek widmet ihr die erste große monografische Ausstellung. Entdecken Sie die wundersame Welt der Rachel Ruysch (1664–1750) zwischen Kunst und Naturwissenschaft, perfektionierter Feinmalerei und künstlerischer Freiheit in Amsterdam, Düsseldorf und Florenz.hst viele Menschen erreichen. Wer diese Vision ein Stück weit an sich selbst verwirklichen will, sollte an einem Sonntag kommen, da der Eintritt dann nur einen Euro kostet und man dann im Rahmen der „Offene Factory“-Workshops selbst kreativ werden kann. Viel Spaß dabei!