Münchens Museen im Januar: Es ist nie zu spät

Zwischen den Jahren gilt es die Ausstellungshighlights des ausgehenden Jahres zu sichten.

Velvet Terrorism: Pussy Riot’s Russiaim Haus der Kunst

Die Zeichen der Zeit: Was bedeutet Widerstand in der Kunst und welche Geschichten müssen heute wesentlicher Bestandteil von Ausstellungen sein? Velvet Terrorism: Pussy Riot’s Russia (bis 2.2.) im Haus der Kunst ist die bislang größte Präsentation der Arbeiten des künstlerischen Kollektivs und die erste Museumsausstellung in Deutschland, die Pussy Riot gewidmet ist. Durch die Darstellung der zunehmend feindlichen Beziehung zwischen dem feministischen Kunstkollektiv und den Staatsbehörden bietet die Ausstellung wesentliche Einblicke in die Entwicklung von Putins Russland im letzten Jahrzehnt, die in der militärischen Invasion der Ukraine gipfelt. Im Laufe der Jahre hat Pussy Riot durch ihre künstlerische Praxis die repressiven Werkzeuge eines autoritären Staates in eine kollaborative Kraft für Kreativität umgewandelt und ist dabei furchtlos Risiken eingegangen.

Pussy Riot in Concert: Alle Fans des Künstlerkollektivs dürfen sich freuen, denn am 22. Februar steht Diana Burkot, die Sängerin, Aktivistin und Drummerin von Pussy Riot gemeinsam mit der kanadischen Band New Age Doom auf der Bühne. Das Duo fusioniert live Drone Metal und Progressive Rock mit Jazz, Dub und Global Music. Tickets gibt es hier.

Rachel Ruysch – Nature into Art in der Alten Pinakothek

Wer im Winter die Blumen vermisst, der sollte in die Alte Pinakothek zu Rachel Ruysch – Nature into Art (Bis 16.3.25): Ihre täuschend echt wirkenden Blumenstillleben mit Pflanzen und Früchten, Schmetterlingen und Insekten aus den verschiedensten Regionen der Welt galten bereits zu Lebzeiten als gesuchte und kostspielige Sammlerstücke. Die Nachfrage war so groß, dass es sich die Amsterdamer Malerin leisten konnte, nur wenige Stücke im Jahr zu produzieren. Die Alte Pinakothek widmet ihr die erste große monografische Ausstellung. Entdecken Sie die wundersame Welt der Rachel Ruysch (1664–1750) zwischen Kunst und Naturwissenschaft, perfektionierter Feinmalerei und künstlerischer Freiheit in Amsterdam, Düsseldorf und Florenz.

„Kafkas Spiele“ im Sudetendeutschen Haus

Den perfekten Abschluss fürs Kafka-Jahr gibt’s im sudetendeutschen Haus: Literarische und biografische Texte Franz Kafkas sowie Artefakte und Dokumente aus der Sammlung des Prager Literaturmuseums werden in Kafkas Spiele (bis 2.2.2025) aus ungewohnter Perspektive gezeigt: als Spiel. Die Ausstellung präsentiert literarische und biografische Texte Franz Kafkas sowie dazu passende Artefakte und Dokumente aus der Sammlung des tschechischen Literaturmuseums (Památník národního písemnictví – Muzeum literatury) auf interaktive Weise: Kafka lässt sich so als Schriftsteller entdecken, der in seinen Texten mit Formen, Ideen und Pointen sein Spiel treibt. Und der damit Künstlerinnen und Künstler, Übersetzerinnen und Übersetzer bis heute zum spielerischen Umgang mit seinen Texten inspiriert. Das Thema Spiel spiegelt sich strukturell auch in der Ausstellungsarchitektur. Praktisch „immersiv“, wie es gerade in Puncto Ausstellungen aktuell oft heißt.

„Bauhaus in Bayern“ in der Pasinger Fabrik

In Bayern finden sich zahlreiche glanzvolle Bauten der architektonischen Moderne. Überall im Land entstanden in den 1920er und 30er Jahren eindrucksvolle Wohnsiedlungen, Postbauten, Kirchen und andere Gebäude im neuen Stil. Mit dem Begriff „Bauhaus“ ist die 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründete Kunsthochschule gemeint. Die Ausstellung Bauhaus in Bayern in der Pasinger Fabrik zeigt noch bis 2.2.2025 S/W-Aufnahmen des international arbeitenden Fotografen Jean Molitor und der Fotografin Antje Hanebeck. Hanebecks fotografischer Ansatz verfolgt weniger das architektonische Dokument, als vielmehr eine komplexe Form des architektonischen Porträts. Beim Blick durch die Kamera entkoppelt die Fotografin die Architektur vom rein Faktischen. Die architektonische Idee wird anhand wesentlicher Details und einer speziellen Lichtführung ins Blickfeld gerückt.

„Bildgeschichten. Münchner Jüdinnen und Juden im Porträt“ im Jüdischen Museum

Ein Junge im Matrosenanzug, eine Dame mit Barett und übergroßen Puffärmeln, ein Rabbiner mit aufgeschlagenem Gebetbuch. Das Jüdische Museum München zeigt in seiner Ausstellung Bildgeschichten. Münchner Jüdinnen und Juden im Porträt (Bis 2.3.2025) bekannte und vergessene Münchner Gesichter und fragt: Wer ließ sich von wem porträtieren? Wen wollte man darstellen? Die Werke aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert erzählen vom Selbstverständnis jüdischer Familien in München und ihrem Beitrag zur Stadtgesellschaft und zeigen die Vielfalt jüdischer Identitäten.

„House of Banksy“ im B-TWEEN

Frisch verlängert und doch bald die letzte Chance! Auf einer Fläche von 2300 Quadratmetern werden bei House of Banksy – An Unauthorized Exhibition (Bis 16.2.) im B-TWEEN über 200 Motive des weltweit gehypten Street Artists gezeigt. Graffitis, Fotografien, Skulpturen, Videoinstallationen und Drucke auf verschiedenen Materialien wie Leinwand, Holz, Aluminium, Gips, Beton, Backstein und Plexiglas wurden eigens für diese Schau reproduziert und in einem aufwändigen und einzigartigen Setting zusammengetragen.

Andy Warhol & Keith Haring. Party of Lifeim Museum Brandhorst

Wer es noch nicht geschafft hat, sollte die staade Zeit nutzen: Mit Andy Warhol & Keith Haring. Party of Life (Bis 26.1.2025) präsentiert das Museum Brandhorst die weltweit erste umfassende institutionelle Ausstellung, die sich beiden Künstlern widmet. Der Titel der Schau ist dem Motto von Keith Harings Geburtstagsfeiern entlehnt: „Party of Life“ erzählt vom Kosmos der 1980er-Jahre, von MTV, Discos, Voguing, Hip-Hop, New Wave und Graffiti. In diesem Umfeld zeichnet die Ausstellung Warhols und Harings Künstlerfreundschaft nach. Mit über 130 Werken offenbart sie Parallelen in ihrem künstlerischen Selbstverständnis, ihrer Offenheit für Kooperation und gemeinschaftliche Projekte sowie eine gemeinsame Vision: Kunst sollte zugänglich sein und möglichst viele Menschen erreichen. Wer diese Vision ein Stück weit an sich selbst verwirklichen will, sollte an einem Sonntag kommen, da der Eintritt dann nur einen Euro kostet und man dann im Rahmen der „Offene Factory“-Workshops selbst kreativ werden kann. Viel Spaß dabei!