Ab 11.4. kann man in der ERES-Stiftung unter dem Titel „The Bird Show – Vögel zwischen Freiheit, Krieg und Quantenmechanik“ mit dem Wind ziehen.
Wenn Sie dieses Heft nach dem ersten April in den Händen halten und aus irgendwelchen Gründen eine nicht getrimmte Hecke in ihrem Garten vor sich hin wuchern lassen, habe ich nun schlechte Nachrichten für Sie: Bis zum Ende des Sommers dürfen Sie eben jene wild um sich greifende Hecke nicht mehr stutzen – nicht, weil ich ihnen das sage, sondern aus Gründen des Vogelschutzes. Wer sich vor Erscheinen der scheinbar ewigwährenden Baugrube gerne auf dem Marienhof aufhielt, erinnert sich vielleicht noch an die Hecken, die ihn säumten und aus denen es ab Frühling nur so zwitscherte und sang. Wo einst die Spatzen pfiffen, lärmen nun schon länger die Bagger. Hat ja auch seinen ganz eigenen Reiz. Und wenn wir schon auf etwas unschöne Art die echten Vögel aus der Stadt vertreiben, sollten wir sie doch zumindest in der Kunst zu uns kommen lassen, denn:
Vögel fliegen, wohin sie wollen, ungebunden, unabhängig, ungeachtet nationaler Grenzen. Und doch geraten sie mitunter zwischen die Fronten, wie jüngst der Fall einer in Indien freigelassenen Taube zeigt, die für China spioniert haben soll. Das Friedenssymbol als Geheimagent im Auftrag rivalisierender Mächte?
In diesem Frühjahr richtet die ERES Stiftung den Fokus auf Biologie, Anatomie und Symbolik von Vögeln. Die enorme Diversität der weltweit über 10.000 Vogelarten konzentriert sich in einer dichten Zusammenschau zeitgenössischer Kunstpositionen, die die anziehende Symbolkraft der Tiere als identitätsstiftende Wesen genauso in den Blick nimmt wie ihre brillante Sinneswahrnehmung und ihren inneren magnetischen Kompass. Dies hat sie in den unterschiedlichsten Kriegen von den Kreuzrittern bis heute zu nützlichen Assistenten der Militärs gemacht. Der einzigartige Körperbau von Vögeln sowie ihre Navigationsfähigkeit faszinieren Ingenieure und KI-Experten gleichermaßen, machen Habicht oder Huhn zu Leitbildern neuer Entwicklungen in Bionik und Robotik. Die Ausstellung folgt darüber hinaus dem spektakulären Vogelzug, dessen Geheimnis neuesten Studien zufolge wohl auch in der Quantenmechanik begründet liegt. Vögel vernetzen Lebensräume, Ressourcen und biologische Prozesse, doch ist ihre hervorragende Anpassungsfähigkeit in Zeiten eines globalen Artenwandels auch gefährdet.
Die Galerie der ERES Stiftung wird zu einer »Voliere der Vielfalt«, wo »dirty parrots« auf »famous pigeons« treffen, während Flamingos sich unter imaginärem Beschuss wegducken und Kanarienvögel vor Giftgas warnen. Federn lassend und beflügelnd zugleich, lädt die Schau zum »Birding« (=Vögel beobachten) ein – ganz ohne Fernglas!
Mit Werken von Monira Al Qadiri, Thorsten Brinkmann, Mark Dion, Max Ernst, Gerrit Frohne-Brinkmann, Henrik Håkansson, Petrit Halilaj, Carsten Höller, Nicolas II Huet, Anna Jermolaewa, Šejla Kamerić, Yves Netzhammer, Nira Pereg, Élodie Pong, Harald Popp, Walid Raad, Robert Rauschenberg, Boris Saccone, Niloufar Shirani, Nora Turato
Adresse, Öffnungszeiten, Stadtplan
- Name: ERES Stiftung
- Adresse: Römerstr. 15, 80801 München
- Öffnungszeiten: Do 14:00 – 18:00; Sa 11:00 – 18:00
- Webseite: ERES Stifung