Warum Yellowstone trotz konservativer Fangemeinde fasziniert und Hans Steinbichlers Ein ganzes Leben an der Vorlage scheitert
In einer der frühen Folgen der amerikanischen Familiensaga Yellowstone (Paramount /Magenta TV/Netflix) von Showrunner Taylor Sheridan, betritt eine chinesische Reisegruppe das Land von John Duttons Ranch mit dem titelgebenden Namen. Dutton (Rolle seines Lebens: Kevin Costner), der zufällig gerade vorbeikommt, vertreibt die Eindringlinge mit der Winchester in der Hand, schießt gar in die Luft, als würde er ein paar Coyoten verscheuchen. Auf die Frage eines Touristen, warum ein so großes Stück Land nur einem Menschen gehört und es eigentlich unter vielen aufgeteilt werden sollte, antwortet Dutton: „Americans don’t share their country“. Es sind Sprüche wie dieser, der „Yellowstone“ zu einer der beliebtesten Serie des Landes nicht nur in ländlichen Regionen gemacht hat und die vor allem im eher konservativen, republikanischen Lager eine große Fangemeinde hält, obwohl Costner schon mal mit einem T-Shirt der Trump-Gegnerin Liz Cheney vor Fans auftritt. Mittlerweile bei der fünften Staffel angekommen, lässt „Yellowstone“ anhand der Geschichte einer der größten Ranches des Landes wenig aus, was den amerikanischen Traum und seine Kehrseite betrifft: Das Land von den Ureinwohnern gestohlen, die es mit Hilfe von legalen wie illegalen Geldmitteln jetzt zurückgewinnen wollen, herrscht der Dutton-Clan hier über Generationen, verteidigt sein Territorium mittels Korruption, Politik, juristischen Winkelzügen und zur Not auch mit der Waffe gegen böse Immobilienhaie und Investoren aus der Großstadt, die Resorts, Flughäfen, gar eine ganze Stadt auf dem „Home of the Brave“ bauen wollen. Vor der idyllischen Kulisse Montanas ist ein weiterer Kriegsschauplatz die eigene Familie, die dem Boss Kopfzerbrechen macht: seine geliebte Tochter Beth (Kelly Reilly), eine der spannendsten Figuren, Sohn Kayce (Luke Grimes) und Adoptivsohn Jamie (Wes Bentley) raufen sich um Gunst und Erbe des Patriarchen. Selbst Nebenfiguren sind stark besetzt in diesem modernen Western-Drama, das dann aber doch eher einer griechischen Tragödie ähnelt. „Eine konservative Traumwelt, die Liberale sich ansehen sollten“, schrieb die New York Times. Kann als Empfehlung durchgehen.
Robert Seethalers Ein ganzes Leben gehörte zu den großen, deutschsprachigen Bestsellern vor zehn Jahren und erzählt die Vita des Andreas Egger, einem vierjährigen Adoptivkind aus Wien, das bei seinem brutalen Bauernonkel in einem abgeschiedenen Alpental aufwächst und sich erst als junger Mann den Misshandlungen entziehen kann; als der Knecht, der beim Seilbahnbau schwer arbeitet, ein kurzes Familienglück erlebt, das in einer Tragödie endet; von Krieg und Gefangenschaft gezeichnet zurückkehrt ins Tal und ein einsames, vielleicht gar glückliches spätes Leben im Einklang mit der Natur verbringt. Diesen, nun ja, Heimatroman, der sich vor allem aufgrund seines ruhigen, lakonischen Tons vom Gros des Genres absetzt, hat Regisseur Hans Steinbichler mit Stefan Gorski und August Zirner (jüngerer und älterer Andreas Egger) als Alpendrama verfilmt (Tobis) und ist mit einem viel zu aufdringlichen Score (Matthias Weber) und den überbreiten Bergpanoramabildern (Armin Franzen) leider ein bisschen arg in die Kitschfalle getappt. Dass Steinbichler damit jetzt endgültig die Nachfolge von Josef Vilsmaier antritt, sei ihm gegönnt.
Und jetzt wieder mal ein kleines bisschen Horrorshow, diesmal aus Spanien: In Der Fluch des Kuckucks (Pierrot Le Fou) von Regisseurin Mar Targarona beschließt das junge spanische Pärchen Anna (Belén Cuesta) und Marc (Jorge Suquet) vorübergehend ihre Wohnung mit Olga (Hildegard Schroedter) und Hans (Rainer Reiners) aus dem Schwarzwald zu tauschen. Schon bald stellt sich in der Luxusvilla der Deutschen heraus, dass die Spanier Figuren in einem perfiden Spiel sind, in dem das Verhalten des namensgebenden Kuckucks vor allem bei der hochschwangeren Anna die Alarmglocken schrillen lässt …