Wild und intensiv: Zoh Amba

Jazz im April: Dialog mit dem Schöpfer

Täuscht das? Oder wird das Jazzangebot der Stadt immer ausufernder? Wir bringen Ordnung in den
Kalender…

Ihre Musik: nichts für Weicheier. Wenn die Saxofonistin Zoh Amba erst mal richtig loslegt, entwickelt sie eine Wildheit und Intensität, dass ihr Spiel einem Veitstanz gleicht. Doch was sie da mit bebendem Körper aufführt, ist kein pas de deux mit dem Gehörnten. Eher ein Dialog mit dem Schöpfer. Immer wieder betont die zierliche Wahl-New Yorkerin aus Tennessee in Interviews, auch mit uns, wie sehr sie vom tiefen Glauben geleitet wird. „Ich gebe mich Gott in jedem Augenblick meines Lebens hin. Wenn ich Saxofon spiele, habe ich vor nichts mehr Angst und versuche keine Gefühle zu verstecken. Bei jedem Auftritt versuche ich an den Punkt zu kommen, der mir Tränen in die Augen treibt.“

Zoh, deren Vorname soviel wie „Göttliche Mutter“ bedeutet, spielt mit ihrem Trio Bhakti in der Unterfahrt (20.4.) und will dem Namen ihrer Band – übersetzt: Hingabe – alle Ehre machen. Die Auftritte der knapp 24jährigen, die aus schwierigsten familiären Verhältnissen kommt, haben tatsächlich etwas Aufopferndes, vom ersten bis zum letzten Ton. Wenn sie ihre hymnischen Themen spielt, dabei manchmal ein wenig an Albert Ayler erinnert und dann schnell explodiert, will manch einer Free Jazz wahrnehmen. Doch das lässt sie nicht gelten. „Was ich mache, ist nicht spontan und schon gar kein Free Jazz. Es kommt vom Herzen.“ Und dieses Herz vibriert, die Seele auch.“ Ihren mächtigen Sound entwickelte Zoh übrigens in der Einsamkeit der Wälder von Tennessee. Dort, allein mit der Natur, spürte sie schnell: „Du musst auf das vertrauen, was dir dein Körper sagt. Das bringt dich auf den richtigen Pfad. Wenn etwas in dir zu schwingen beginnt – etwa wenn ich Vibrato spiele – spüre ich es tief drinnen und es sagt mir, wer ich im Leben sein möchte und dass ich ein guter Mensch sein will.“

Jazz-Shortcuts:

Schon ausverkauft: die Konzerte von Dave Holland und Julian Lage (Unterfahrt). Karten gibt es noch für Total Eclipse feat. Joe Chambers (2.4.), das Moritz Stahl Quintett/ das Nico Weber Kwartett (4.4.) und
Lynne Arriale (5.4.) – alle in der Unterfahrt. Und auch Tickets für das spanisch-brasilianische Trio Milla-Cajado-Takara im MUG (Einstein) sind noch erhältlich (MUG, 5.4.). /// In der Unterfahrt stehen das Munich Composers Collective (8.4.) und das Torsten Zwingenberger 4tet (9.4.) auf der Agenda. /// In der Seidlvilla tritt das Trio Nebbia-Banner-Andrzejewski unter dem Namen Presencia auf („Jazz+“, 9.4.). /// Im Nightclub lässt JB-Horn Fred Wesley den Zug der Posaune vehement vor- und zurückgleiten (9.4.). /// Dort ist am Folgetag (10.4.) das Trio Kit Downes-Reinier-Baas-Jonas Burgwinkel alias Deadeye aktiv. /// So geht’s weiter im April: mit dem Espen Berg Trio (10.4.), dem Jason Seizer Quartett (11.4., beide Unterfahrt) Sängerin Alma Naidu + Strings im Künstlerhaus (11.4.), dem Gitarren-Duo Wakenius-Morello bei „JazzIt!“ in der Stadthalle Germering (12.4.). /// In der Unterfahrt geben sich Afra Kane (12.4.), Tonbruket (13.4.), Gretchen Parlato & Lionel Loueke (14 .4) und Ina Forsman (16.4.) die Klinke in die Hand. /// Der Nightclub freut sich auf Besuch des Trios Osby-Arbenz-Krjger (16.4.). /// Das Trio Vibe Factor konzertiert in der Unterfahrt (17.4.), genauso wie die Band Hütte (19.4.). /// Im Milla ist Sing-Songwriterin Mira Lu Kovacs am 20.4. auf der Bühne zu finden, und im Schwere Reiter tritt das kurios neubesetzte Andromeda Mega Express Orchestra auf (20.4.). /// Das 17. Jazz Festival Oberhaching lockt mit zwei Events in den Bürgersaal am Forstner: am 23.4. singt Birgit Minichmayer Shakespeare, begleitet von Quadro Nuevo und Pianist Bernd Lhotzky. Und am 24.4. okkupiert das Dan Barrett Sextett die Bühne. /// Das Trio Goldings-Bernstein-Stewart will am 24.4. den Nightclub füllen und das Nils Kugelmann Trio am selben Abend das Studio 2 im Funkhaus. /// Das Duo Tizia Zimmermann (Akkordeon) und Chris Pitsiokos (Altsax) hofft, dass im MUG am 25.4. die Bude voll wird. /// Zweimal Unterfahrt: erst kommt der Flamenco-Jazzer Daniel Garcia (25.4.), dann Saxman Steve Carrington (26.4.). /// In der Kulturschranne Dachau will uns das Orgel-Trio Dr.O.G.E. in einen Rausch spielen (26.4.). /// Dasselbe Vorhaben möchte Dejan Terzics Axiom (Unterfahrt, 27.4.). umsetzen, ebenso das außerirdische Oumuamua Orchestra (Unterfahrt, 29.4.). /// Der Jazzmonat April klingt dann mit einem Doppelkonzert der Pianistin Shuteen Erdenebaatar aus, die erst im Duo Lightville (mit Nils Kugelmann) musiziert und dann mit ihrem Quartett (Unterfahrt, 30.4.).