An den Kartagen herrscht ja im katholischen Bayern Tanzverbot. Doch viele Clubs haben sich mit dem Bund für Geistesfreiheit zusammengetan und feiern trotzdem.
Am Gründonnerstag (28. März) rufen in München 14 Szenespots die sogenannte „Club-Revolution” aus und sperren ihre Türen auf, obwohl sowohl Gründonnerstag als auch Karfreitag zu den „stillen Feiertagen“ gehören. An solchen stillen Tagen – insgesamt neun davon gibt es in Bayern – müssen die Tanzflächen leer bleiben. Theoretisch dürfen die Betreiber zwar öffnen, könnten aber nur leise, ruhige Musik spielen, die nicht zum Tanzen animiert. Dass sich das für Clubs nicht lohnt, dürfte klar sein.
Ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2016 spielt den Clubbetreibern allerdings ein wenig in die Karten. An stillen Feiertagen sind Ausnahmen möglich, wenn öffentliche Feste und Feiern „Ausdruck einer klaren weltanschaulichen Abgrenzung gegenüber dem Christentum“ sind. Kläger war der Bund für Geistesfreiheit. In den letzten Jahren haben sich bereits einzelne Läden in München mit der Organisation zusammengeschlossen und auch Ausnahmen vom Tanzverbot erstritten. Diese hörten dann meist auf den Namen “Heidenspaß-Partys”.
Echtes Partyhopping möglich dank großer Resonanz
Doch in solch einer Größenordnung wie an Ostern 2024 war das bisher noch nie der Fall. 14 Clubs sind diesmal unter den Fittichen der Geistesfreiheitlichen und unter dem organisatorischen Dach des Clubstars-Portals versammelt. Alle haben sich Ausnahmegenehmigungen beim KVR geholt. Es handelt sich um folgende Locations: 089 Bar, ABC Club, Call Me Drella, Filmcasino, Freiheitshalle, Milchbar, Neuraum, Pacha und Sweetclub in der City sowie im Werksviertel das Americanos, Eddy’s Rockclub, das Hemmungslos, die Kölsch Bar und der Schlagergarten. Sie alle öffnen zwischen 21 und 22.30 Uhr und schließen erst frühmorgens am Karfreitag.
Das Ziel der Initiative ist es, gemeinsam „friedlich, gut gelaunt und mit ganz viel Musik, Tanz und Liebe die Bayerische Staatsregierung zur, vom Bundesverfassungsgericht empfohlenen, Überarbeitung des aus der Zeit gefallenen Gesetzes zu bewegen.” Und das Team vom Bund für Geistesfreiheit München möchte dabei niemanden ausschließen. Alle Menschen sind herzlich eingeladen, an den stillen Tagen zu unseren Partys zu kommen. Und mit alle meinen wir alle! Nicht nur Ungläubige sind willkommen, sondern auch Gläubige, Andersdenkende, Zweifelnde jeden Alters, jeden Geschlechts, jeder sexuellen Orientierung, jeder Herkunft”, heißt es in einem offiziellen Statement.
Idealerweise holen sich Interessierte schon im Vorverkauf online ein Ticket zu einem Preis ab 10 Euro, das dann bei jedem teilnehmenden Club einmalig gegen ein Einlassband getauscht werden kann. Hinweis: Es gibt diesmal keine fest installierten Abendkassen, an denen man mit Bargeld bezahlen könnte. Auch die Abendtickets muss man online buchen und mit Paypal, Kreditkarte oder Klarna bezahlen. Ausweis bitte nicht vergessen! Mit dem Bändchen kann man dann von einem Club zum anderen tingeln, ohne nochmals Eintritt zu bezahlen. Alle Infos zur Club-Revolution
Auch andere trotzen dem Tanzverbot
Über die „Club-Revolution” mit 14 Locations hinausgehend, setzen zwischen Gründonnerstag und Karsamstag noch weitere Läden ein Zeichen gegen Tanzverbot und stille Tage. Darunter sind beispielsweise folgende Clubs: Backstage, Bahnwärter Thiel, Import Export und Rote Sonne. Außerdem lädt der Bund für Geistesfreiheit am Gründonnerstag auch noch zu einer Demonstration unter dem Motto „Holy Shit – Let us dance!“ Die Kundgebung wird organisiert von RaveStream Radio. Der Sender veranstaltet zudem an Gründonnerstag und Karfreitag in der Nachtgalerie und dem Nachtwerk das Heathens-Festival. Vor Ostern ist also richtig was geboten in München, von „stillen Tagen” kann da kaum mehr die Rede sein.