Zum Franz-Kafka-Jubiläumsjahr erschienen neue Comics von Nicolas Mahler, Danijel Žeželj und eine Wiederauflage von Robert Crumb
Hier wird nicht lange gefackelt und der Prager Schmerzensmann gleich auf der ersten Seite zitiert: „Immerfort die Vorstellung eines breiten Selchermesser, das eiligst und mit mechanischer Regelmäßigkeit von der Seite her in mich hineinfährt …“ Zusammen mit dem amerikanischen Schriftsteller David Zane Mairowitz gelang es Robert Crumb bereits 1993 einem Comic-begeisterten Publikum Kafka näherzubringen. 2013 erschien das gleichnamige Werk beim Verlag Reprodukt auf Deutsch, nun wurde es passend zum Jubiläum wieder neu aufgelegt. Mit Crumbs bestens zum morbiden, aber oft auch absurd komischen Werk des Schriftstellers passenden Zeichnungen, vielen Original-Zitaten und pointierten Zwischentexten, ist der kleine Band eine schöne Einführung in die Welt Franz Kafkas mit seinem schwierigen Verhältnis zu Vater Herrmann und Frauen wie Felice Bauer und Milena Jesenska, seinen Ängsten und Wahnvorstellungen, schön manifestiert in Auszügen aus „Das Urteil“, „Die Verwandlung“, „Der Prozess“, „In der Strafkolonie“ oder „Das Schloss“.
Ausgehend von Kafkas später Erzählung Der Hungerkünstler (Avant Verlag) schafft der kroatischstämmige Comickünstler Danijel Žeželj eine grafisch höchst eindrucksvolle Graphic Novel mit starken expressionistischen Schwarzweiß-Bildern, die man irgendwo zwischen Frank Miller, Brian Michael Bendis und George Grosz anzusiedeln könnte. In Cut-Up-Technik setzt Žeželj innerhalb der Geschichte über den Hungerkünstler, der nach 40 Tagen nicht aufhören kann zu fasten und vom Volk in seinem Käfig vergessen wird, andere Textfragmente, u.a. aus „Die acht Oktavhefte“ oder „Die Wahrheit über Sancho Panza“, ein. Selten wurden Franz Kafkas oft dunklen und bedrohlichen Szenarien so stimmungsvoll in Szene gesetzt.
Eine völlig andere Interpretation des Schriftstellers Leben und Werk, hat, wie sollte es auch anders sein, der Wiener Zeichner Nicolas Mahler veröffentlicht: In Der Komplett Kafka (Suhrkamp) steht schon im Klappentext, dass auch Kafka ein leidenschaftlicher Zeichner gewesen sei, was ja zum Teil auch gelungene Illustrationen in Notizbüchern belegen, und einen ähnlich minimalistischen Stil wie der Wiener Kollege Mahler pflegte. Fest steht, dass der – Achtung! jetzt kommt’s endlich, das Adjektiv, ohne das keine Rezeption auskommen kann – kafkaeske Klang der Welt bei Mahler gut aufgehoben ist, auch wenn man Klang hier gerne durch Charme ersetzen darf. Ebenfalls erschienen: Kafka für Boshafte (Insel), hier wird die andere Seite des jüdischen Schmerzensmannes beschrieben: sein Humor. Noch ein Fall für Mahler!