A Nomad’s Path: Der Weg ist das Ziel

Das Pop-up A Nomad’s Path weist den Weg ins kommende Fine Dining-Restaurant The Cloud by Käfer in der BMW Welt

Rund 150 schöne, originelle und „Zwischengang“ besichtigen und danach aus dem Kofferraum des „Isar 12“-Streifenwagens ein Bierchen zischen? Ist alles möglich beim Fine-Dining-Pop-up mit dem bezeichnenden Namen „A Nomad’s Path“. Der Hintergrund: Nachdem sich Bobby Bräuer (2 Michelin-Sterne) in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet hat, präsentiert die BMW Welt zusammen mit Käfer in den Räumlichkeiten des ehemaligen EssZimmer voraussichtlich ab Mitte Juni ein neues Konzept. Verantwortlicher Küchenmeister ist Bräuers ehemaliger Sous-Chef Jens Madsen, dieser ist in Tansania geboren und im Chiemgau aufgewachsen.

Tolles Ambiente in der in der historischen Flugmotorenhalle der BMW Group Classic (c) RG

Madsen hat eine steile Karriere hingelegt, mit sternebesetzten Stationen in Melbourne, London und Hamburg. Unter dem Begriff „Culinary Nomadism“ möchte er nun auf Weltreise einladen: Im ersten Jahr wird seine Küche von unterschiedlichsten Traditionen, Zubereitungsarten und Gewürzen aus Süd- und Ostafrika geprägt sein. Die besondere Herausforderung dabei ist, dass für die raffinierten Rezepturen überwiegend qualitativ hochwertige, lokale Produkte verwendet werden.

Jens Madsen (l.) und sein Team (c) Rainer Germann

Um einen Vorgeschmack zu erhalten, findet nun das Pop-up (noch bis 24. Mai) statt: Umgeben von ikonischen Fahrzeugen und Motorrädern in der historischen Flugmotorenhalle der BMW Group Classic inszeniert Madsen für 24 Gäste pro Abend eine Genussreise unterschiedlichster Aromen, Farben und Texturen und bietet zusammen mit seinem Team um die Restaurantleiterin Mona Röthig und Sommelier Luigi Pecchia einen ersten Einblick in seine Küchenphilosophie, zu dem auch der Autor eingeladen war. Eins vorweg: Es war umwerfend.

Gelungene Tellersprache (c) Rainer Germann

Nach einem alkoholfreien Welcome-Drink ( Johannisbeer-Reduktion) und einem Gläschen Champagner (Perrier-Jouët, Blanc de Blancs) wurden wir an einer langen, höchst modern eingedeckten Tafel platziert, die Ausblick auf eine ebenerdige Kanzel bot, hinter der Madsen und sein Team wie kulinarische DJs werkelten. Gerne konnte man aufstehen und zuschauen, wie hier arrangiert und komponiert wurde; überhaupt moderierte Mona Röthig diesen Abend auf eine so lockere und trotzdem höchst professionelle Weise, dass man sie in ihrer früheren Wirkungsstätte, dem Tantris Maison Culinaire, wahrscheinlich jetzt schon schwer vermissen wird.

Im Gegensatz zum Konzept von „The Cloud“ – das sich im jährlichen Turnus, natürlich mit wechselnden Menüs, einer Küchenrichtung widmen wird – kommen die Pop-up-Gäste in den Genuss einer Weltreise: Los ging es mit „Baltic Purity“: Rauch, Salz und Fermentation waren die Grundlagen für kleine nordische Kunstwerke, die – wie praktisch alle Gerichte des Abends – intensive Geschmackserlebnisse auslösten, obwohl sie zunächst eher unspektakulär klingen: geräucherte Bachforelle mit ihrem Kaviar auf Roggenbrotscheibchen, ein Graupen-Risotto mit Rote Bete, Fichtennadeln, geräuchertem Schmand; Chiemsee-Renke als Tatar mit Schwarzem Rettich und Sauerampfer.

Unter „Latin Fire“ ging es weiter nach Südamerika, hier spielten bei kleinen Buchweizen-Quesadillas mit „Isarbazi“ von der Münchner Käsemanufaktur, Kakaobohne, grüne Tomate oder Coxinhas – kleine Bällchen mit niederbayerischem Land huhn, Ancho-Chili und der besten Chimichurri ever (aus Alpenkräutern!) – Röstaromen und Schärfe eine große olle. Mit „Nomadic Earth“ ging es dann umami-reich nach Afrika, ein Pilau aus Emmer, Chai, Kalbszunge und Stängelkohl begleitete ein Milchlamm (Polting) mit Cape-Malay-Curry. Zum Dessert mit „Bushland Essence“ ein Sprung nach Australien, hier sorgten kristallines und cremiges Eis aus Hagebutte und Bergamotte sowie eine Kreation aus Walnuss, Blaumohn und „Finger Lime“ (Limetten-Kaviar) für große Überraschungen.

Fazit: Was soll man sagen – selten wurde der Autor auf eine so spannende, im wahrsten Sinne des Wortes „horizont-erweiternde“ kulinarische Reise entführt. Der Abend war ein Gesamtkunstwerk, was Atmosphäre, Kulinarik und Ambiente betraf – im Grunde könnte auch dieses Konzept europaweit für Furore sorgen. Kleiner Wermutstropfen: Das Pop-up war zu Redaktionsschluss bereits ausgebucht. Aber es gibt unter anomadspath.com eine Warteliste – und „The Cloud“ öffnet schließlich auch schon bald!

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