Abkühlung im Sommer, Eislaufen im Winter
Hier brummt’s: Verkehrsreicher Knotenpunkt und einer der beliebtesten Treffpunkte in der Innenstadt ist der Karlsplatz, unter Einheimischen meist Stachus genannt. Er ist das westliche „Einfallstor“ zur Fußgängerzone. Dementsprechend steht hier natürlich auch ein Tor, das Karlstor, benannt nach Kurfürst Karl Theodor. Heute ist der Platz bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt: Hier kann man sich an den Brunnenfontänen im Sommer abkühlen, im Winter beim Eiszauber auf Schlittschuhen seine Runden drehen.
Das Karlstor entstand im Zuge der zweiten Stadtbefestigung im 14. Jahrhundert und hieß früher Neuhauser Tor, weil die Straße von München Richtung Neuhausen hier durchführte. Erst 1791 öffnete sich die Stadt und es entstand der Platz in seinen heutigen Umrissen. Bleiben wir doch noch etwas beim Karlstor, eines der letzten erhaltenen Stadttore. Wer unterm Torbogen steht, sollte mal den Blick nach oben richten. Denn aus den Ecken ragen die sogenannten Kragenköpfe hervor. Wer da genau zu sehen ist, ist erklärungsbedürftig. Neben dem Volkssänger Baron Sulzbeck und dem stadtbekannten Liebesbrief-Überbringer „Finessensepperl” (sein Lieblingsspruch: „Nix G’wiss woaß ma ned”) schaut auch noch Bayerns letzter Hofnarr und der legendäre Pferdehändler und Kutscher Krenkl auf die Passanten herab. Letzterer soll übrigens auch das Sprichwort „Wer ko, der ko“ (hochdeutsch: Wer kann, der kann) geprägt haben, nachdem er einst die Kutsche von Kronprinz Ludwig im Englischen Garten verbotswidrig überholt und ihm dabei eben diesen frechen Spruch zugerufen hatte.
Kommen wir zum Platz und den angrenzenden Gebäuden: Die Rondellbauten links und rechts vom Tor wurden in den Jahren 1796 bis 1802 erbaut. 1899 bis 1902 ließ Baumeister Gabriel von Seidl sie aufstocken und zu einem Ensemble mit Stuckfassaden, Steinfiguren, Säulen und schmiedeeisernen Balkonbrüstungen umbauen. Direkt gegenüber vom Karlstor liegen ein moderner Hotelneubau (jetzt Marriott, früher der Königshof) und das sogenannte Pini-Haus, das manche wegen seiner Kuchenstück-Form ans New Yorker Flatiron Building erinnert. Daneben wiederum befindet sich das frühere Warenhaus Kaufhof, das momentan als Zwischennutzung Kunstausstellungen beherbergt. Das imposante Gebäude im Nordwesten ist der Justizpalast, der 1891 auf dem Gelände des Alten Botanischen Gartens errichtet wurde. Der Springbrunnen, an dem man sich im Sommer einen erfrischenden Schauer gönnen kann, entstand übrigens erst 1970, wie auch das darunter liegende Einkaufszentrum.
Fakten
- Bauliche Meilensteine: 1302 (erstes Stadttor), 1791 (Anlegen des Platzes in den heutigen Ausmaßen), 1970–1972 (Neugestaltung im Zuge der Einrichtung einer Fußgängerzone)
- Initiator: Kurfürst Karl Theodor
- Baumeister: Benjamin Thompson (Reichsgraf von Rumford)
- Verkehr: 41.000 Kraftfahrzeuge täglich (2022), hier fahren außerdem alle S-Bahnen, die U-Bahnlinien 4 und 5 sowie die meisten Trambahnlinien
Wissenswertes zum Karlsplatz (Stachus)
- Warum sagen die Münchner eigentlich Stachus zum Karlsplatz? Dort, wo heute der alte Kaufhof ungewissen Zukunftsaussichten entgegenblickt, war im 18. Jahrhundert die Gastwirtschaft „Stachus-Garten” von einem gewissen Eustachius Föderl, genannt „Eustach“ oder kurz „Stachus”. Dank dieser beliebten Lokalität nannten die Einheimischen den Platz kurzerhand Stachus anstelle von Karlsplatz. Vielleicht wollten sie damit dem ungeliebten Namenspaten, dem Pfälzer Kurfürst Karl Theodor, damit eins auswischen.
- Ein geflügeltes Wort unter den Einheimischen ist der Spruch “Da geht’s zu wie am Stachus”. Kein Wunder, der Platz zählt immer noch zu den verkehrsreichsten Europas. Zu Wirtschaftswunder-Zeiten war es besonders extrem. Das geschäftige Gewusel komplettieren natürlich die Passanten, die es auch zuhauf gibt. Beleg gefällig? Die McDonald’s-Filiale im Rondell war phasenweise die umsatzstärkste der Welt!
- Die 2011 eröffneten Stachus Passagen im Untergeschoss sind Europas größtes rein unterirdisches Einkaufszentrum. Mehr als 50 Shops und Restaurants stehen auf rund 10.000 Quadratmetern Fläche zur Wahl. Außerdem lohnt sich ein Blick an die Decke! Sie ist nicht nur wegen der kreisrunden weißen Scheiben ein Hingucker, sondern auch wegen des sogenannten „Sky of Fame“. Von einigen Scheiben lächeln nämlich prominente Münchner Persönlichkeiten herunter, wie Senta Berger, Helmut Fischer, Rudolph Moshammer oder auch Michael Mittermeier.
- Im Winter (von der Adventszeit bis in den Januar hinein) kann man sich mitten auf dem Stachus die Schlittschuhe anziehen. Beim Münchner Eiszauber haben Wintersportfans die Möglichkeit, ein paar Pirouetten zu drehen oder zumindest zu versuchen, halbwegs in Würde die persönliche Eiszeit ohne Prellungen zu überstehen.
Infos & Karte
- Adresse: Karlsplatz 1, 80335 München
- Öffnungszeiten der Geschäfte in den Stachus Passagen: Montag bis Samstag 9.30 bis 19 Uhr, einige Gastronomiebetriebe haben auch sonntags geöffnet
- Nächste Haltestelle: U Karlsplatz (Fahrplanauskunft)
- Nächstes Parkhaus: Contipark Tiefgarage Stachus (Herzog-Wilhelm-Str. 11)