Maria de Val verzaubert mit ihrem Debütalbum das Publikum im Volkstheater
Und dann sind sie plötzlich da, die Berge – magisch schieben sich Soundspuren und -sequenzen übereinander, überdecken das Backing einer wohl Ladinischen Sprachnachricht, die wie vom Anrufbeantworter klingt. Die Multiinstrumentalisten Maria Moling aka Maria de Val (Name der Großmutter) und Chris Costa sowie die Bassistin Anna Emmersberger ziehen alle Register in „Da Ciasa“, dem beeindruckenden letzten Stück des Debütalbums „Mëda Medusa“ von Maria de Val, das hier an den Anfang eines Konzerts gestellt wurde.
Eines Konzerts, das in der ausverkauften und bestuhlten Bühne 2 des Volkstheaters das Publikum wie auch den Autor dieser Zeilen schwer zu begeistern vermochte.
Als Support wurde die junge Münchner Singer-Songwriterin Lener, die ebenfalls auf dem Inselgruppe-Label von Angela Aux-Mastermind Flo Kreier reüssiert, samt begleitenden Gitarristen eingeladen. Normalerweise tritt sie in Gitarrenrockformation auf, erzählt die Jurastudentin, aber auch in abgespeckter Form konnte sie mit ihren Songs, die teils gar an The Smiths und Belle & Sebastian erinnerten, sowie mit einer schönen Coverversion von „Delmenhorst“ (Element Of Crime) überzeugen.
Ganz eigene Akzente
Nach einer kurzen Pause bewies Maria de Val, dass sie zu den großen Musikerinnen nicht nur dieser Stadt gehört: Reihen sich Songs wie „Tomb Without A View“ und „As We Both Knew Before“ mühelos in die Gesellschaft internationaler Kolleginnen wie Feist oder Aldous Harding ein, so vermag sie mit ironisch aufgeladenen, witzig und anspruchsvoll instrumentierten Stücken wie dem bossa-groovenden „None Of Us Cannot Be Wrong“ oder dem triphop-wavigen „Ciao Ciao Bella Ciao“ ganz eigene Akzente zu setzen.
Große, weite Welt
Weltmusik, Electronica und Indierock und -pop verschmelzen in Songs wie „I Miss Me Tomorrow“, „Nia Tüa“, Invisible Girl“ oder dem fast schon bluesigen „Stone In The Rubble“ zu einem energetischen Mix, der von der facettenreichen Stimme Maria Molings getragen und von Costa und Emmersberger stimmlich kongenial unterstützt wurde. Ihre Texte schreibt sie in Englisch, Deutsch, Ladinisch und Italienisch – es scheint, als hätte Maria de Val, die in den Dolomiten aufgewachsen ist und bereits mit ihren Cousinen bei Ganes für Furore sorgte, nun die Einflüsse ihrer bisherigen Musikkarriere (u. a. Hubert von Goisern, Principess, Van Damme 38, Angela Aux, Me + Marie) auf ihrem Debüt in 36 Minuten komprimiert.
Nachdem alle Stücke des Albums gespielt waren – darunter auch „Keep Coming Back“, das in der so oft beschworenen „besseren“ Welt ein großer Hit wäre – kehrten die drei für eine charmante (ladinische) Coverversion von Caetano Velosos „Cucurrucucu Paloma (Ao Vivo)“ und „Where’s Your Soul“ von Me + Marie zurück, um mit einem ganz neuen Song und dem vom Publikum mitgesummten „Mmh“ einen stimmigen Schlusspunkt zu setzen. „Ciao Ciao Bella Ciao, Germania“, singt Maria de Val im gleichnamigen Song. Hoffentlich nicht so schnell – aber die große, weite Welt wartet bereits, auch jenseits der Berge.
Fotocredit: Alle Bilder von Marie Lehmann (https://www.instagram.com/mariellemilia)