ACT des Monats März: SPINNEN

„Gleichberechtigung und Solidarität müssen immer an erster Stelle stehen.“

Sophie Neudecker und Veronica „Katta“ Burnuthian aka Spinnen präsentieren bereits am 28.2. ab 20 h in der Milla ihr Debüt-Album „Warmes Licht“. Und so neu die Band als solches auch sein mag, die beiden Protagonistinnen sind unter den Kulturschaffenden in München alles andere als unbekannt. So ist Neudecker als Mitglied der Band Uschi sehr umtriebig, organisiert die „Zombie Sessions“ mit und engagiert sich für das Label Schaufel & Besen Records, während Burnuthian, die an der Akademie der Bildenden Künste studierte,  kürzlich als Soft Violet ihr Soloalbum bei Alien Transistor veröffentlicht hat.

Unter dem Projektnamen Spinnen (die/das? – auf einen Artikel wurde wohl gezielt verzichtet) haben sich die beiden hier einmal mehr eindrucksvoll dem (Post-)Punk verschrieben, wobei auch Reminiszenzen an den Post-Rock, etwa von Tortoise, oder Hardcore (von NoMeansNo) immer wieder anzutreffen sind. Schreiende, mahnende Stimmen, scheppernd treibendes Schlagzeug, tiefe, vertrackte, auch mal hypnotische Bass-Grooves und minimalistische, teils sogar sakral wirkende Synthies sind die Ingredienzien bei denen sich virtuos bedient wird. Dass das wenig damit zu tun hat, gefallen zu wollen, versteht sich von selbst. Tut es in seiner ganzen Aufmüpfigkeit und Unangepasstheit dann aber doch irgendwie, denn Inspiration schöpften Neudecker und Burnuthian bei durchaus erfolgreichen Bands wie den Lambrini Girls, Peaches und Amyl And The Sniffers. Fazit: Ein bärinnenstarkes Debüt von dem man kaum genug kriegen kann!
Tickets für die Releaseshow in der Milla am 28.2. gibt’s hier!

Q & A

1. Was inspiriert euch?

Die Vision einer Welt, in der Gleichberechtigung und Solidarität an erster Stelle stehen. Ein Kampf kann inspirierend sein, doch noch viel inspirierender finden wir Personen, die es schaffen, sich selbst zu behaupten – insbesondere FLINTA-Personen und Personen mit Migrationshintergrund, die mit wenig Ressourcen und Chancen dennoch Fuß fassen, sich durchsetzen und vermeintlich feste Strukturen ins Wanken bringen. Sie generieren Aufmerksamkeit für Minderheiten, kämpfen für echte soziale Gleichberechtigung und Chancengleichheit – nicht nur für sich selbst, sondern für andere. Dieser Kampf ist mehr als nur ein „Kampf gegen“ – es geht darum, wie dieser Kampf aussieht, was er beinhaltet und welche Kraft daraus entstehen kann.

Inspiriert werden wir auch von Menschen, die zeigen, dass München mehr zu bieten hat als Klischees wie Lederhosen, Bier und teure Mieten – auch wenn diese Klischees auf weite Teile der Bevölkerung zutreffen mögen. München ist mehr, sonst gäbe es Initiativen wie Spinnen nicht. Wir träumen von einer Zukunft, in der München noch diverser, bunter und lauter wird. Eine Stadt, in der Gentrifizierung abflacht oder sogar zurückgeht, um Räume für mehr Kunst, Musik und freie Entfaltung zu schaffen – frei von kommerziellen Interessen

2. Euer absoluter Geheimtipp für München?

Leider gibt es in München mehr oder weniger keine Viertel mehr, die nicht gentrifiziert sind. Wir kennen zumindest keine. Aber es gibt tolle Gruppen und Kollektive in München, die keine festen Räume haben, und durch kreative Zwischennutzungen immer wieder zeigen, wie man Orte anders denken und gestalten kann. Sie schaffen es, Räume temporär zu beleben und neue Perspektiven zu eröffnen. Schade ist nur, dass diese immer zeitlich begrenzt sind.

Wenn du keine Lust hast, lange zu suchen, dann geh doch einfach in die „LottiBar“. Das ist ein familiengeführtes Café, das sich seinen eigenen Charme bewahrt. Hier gibt’s guten Kaffee und eine entspannte Atmosphäre- einfach ein Ort zum Wohlfühlen.

Also, falls du doch noch ein paar weniger gentrifizierte Ecken findest, behalt sie am besten für dich – sonst sind sie bald auch „hipp“ und unbezahlbar.

3. Wo seht ihr euch in zehn Jahren?

Hoffentlich in einer inklusiveren Gesellschaft, die ihre demokratischen Werte nicht nur predigt, sondern auch lebt. Eine Gesellschaft, die frei ist von Faschismus, Unterdrückung und jeder Form der Diskriminierung. Denn Demokratien sollten auf Gleichberechtigung und Inklusion basieren – auch wenn dies heute noch nicht überall der Fall ist.

Und natürlich wünschen wir uns, dass wir mit unserer Musik noch mehr Menschen erreichen – nicht nur, um gemeinsam zu feiern, sondern auch, um auf Missstände aufmerksam zu machen und Veränderungen anzustoßen. Musik kann verbinden, bewegen und inspirieren – und genau das wollen wir auch in zehn Jahren noch tun.

4. Was gefällt/missfällt euch an München?

München ist grundlegend eine schöne Stadt – aber leider nur für diejenigen, die es sich leisten können. Bezahlbarer Wohnraum? Mangelware. Die viel zu hohen Mieten bedrohen Existenzen und machen es insbesondere freischaffenden Menschen aus Kunst und Musik schwer, sich über Wasser zu halten. Was uns missfällt, ist die fehlende Diversität und die Politik, die lieber die Interessen der Superreichen bedient, als sich um die Bedürfnisse aller Bürger*innen zu kümmern. Chancengleichheit läuft ins Leere, wenn die Miete schon die Hälfte des Gehalts frisst. Und als wäre das nicht genug, fehlt es an Platz und Förderung für Subkultur. Freie, kreative Räume verschwinden, während Hochglanz-Bürokomplexe entstehen. Eine Stadt sollte für alle da sein – nicht nur für die, die sich den Luxus leisten können.

5. Welchen (Münchner) Prominenten würdet ihr gerne zum Kaffee/Bier treffen?

Wir kennen uns mit Promis nicht aus, aber wir würden gern mit einer Münchner Politikerin sprechen, die München gerechter macht – nicht nur mit Worten, sondern durch Taten. Und wenn’s noch um Feminismus & soziale Gerechtigkeit geht? Perfekt. Hauptsache: Ehrlichkeit statt leere Phrasen.

6. München ist für uns wie …

… eine Stadt, die auf den ersten Blick reich und glänzend wirkt, aber unter der Oberfläche wirklich was zu bieten hat. Es ist nicht nur die Welt der großen Unternehmen und des Kapitals, es sind die Menschen und Projekte im Untergrund, die oft übersehen werden. Künstler*innen , Kulturschaffende, Menschen, die abseits des Mainstreams ihre Projekte vorantreiben und mit ihrer Kreativität die Stadt bereichern. Sie verdienen mehr Aufmerksamkeit, mehr Chancen und mehr Raum, um ihre Ideen zu entfalten. München ist nicht nur die Summe seines Reichtums, sondern auch die Summe der Geschichten, die im Verborgenen geschrieben werden. Es sind diese Menschen, die die Stadt lebendig machen – und sie verdienen es, gesehen zu werden.

Weitere Infos + Links zu SPINNEN gibt’s hier: https://linktr.ee/spinnen