Jazz im April: Neue Reihen und starke Botschaften

Der April macht musikalisch was er will

Melissa Aldana

Talent ist eine Sache. Wie man damit umgeht eine andere. Die aus Chile stammende Tenorsaxofonistin Melissa Aldana hat ihre Grund-Begabung prächtig genutzt und baut ihr Vokabular ständig aus. Wer das Glück hat, sie eine Weile begleiten und beobachten zu können, staunt nur, mit welcher Hingabe sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit übt, wie sie mit ihrem Instrument verwächst. Die Ernsthaftigkeit, mit der sie zur Sache geht, ist schon den Juroren der „Thelonious Monk Competition“ aufgefallen, die sie 2013 gewann. Sie war damals die bislang jüngste Person, die diesen Wettbewerb je für sich entscheiden konnte. „In der Jury saßen Wayne Shorter und Branford Marsalis – die kann man nicht narren“, erzählt Melissa bei einem Mittagessen. „Meine Musik zeigt einfach Stärke und das ist die Message, die ich habe: meine Herkunft und mein Geschlecht sollen keine Rolle spielen, solange die Geschichte, die ich erzählen möchte, gut ist und meine Botschaft verständlich und laut.“ Am 9. April gastiert Melissa Aldana mit Pablo Held, Pablo Menares und Kush Abadey im Nightclub des Bayerischen Hofs.

Zeigt Stärke im Nightclub: Saxofonistin Melisssa Aldana

Jazz-Shortcuts

Die Unterfahrt-Reihe „The Norway of Jazz“ geht mit einem Konzert des Trompeters Mathias Eick in die 143. Folge (1.4.). Das Veranstaltungsforum Fürstenfeldbruck hat am 2.4. die Jazz- und Soul-Sängerin Dana Masters zu Gast.

Für die Musik des Trios Prepared (Chris Gall/Florian Riedl/ Christoph Holzhauser) wird der Unter- fahrt-Flügel kurzfristig umgemodelt (2.4.). Im Milla treten Multiinstrumentalistin LIN und Sängerin Hanna Sikasa auf (3.4.).

Zweimal Unterfahrt: das Quartett Aziola stellt das Programm „Not About Heroes“ vor (3.4.) und das Trio der peruanischen Pianistin Ania Paz bemüht sich um einen Dialog der Kulturen (4.4.).

In den Kunstwerken Dachau hat Schlagzeuger Oliver Steidle aufregende Rokc Music im Angebot (4.4.). In der Reihe „Westend Vibes“ der Auferstehungskirche kann sich das Publikum auf die Präsenz und Stimme der deutsch-afghanischen Sängerin Simin Tander freuen (8.4.).

In der Unterfahrt baut John Law’s Re-Creations bekanntes Material aus diversen Genres um (8.4.). Dort setzt Pianistin/ Komponistin Shuteen Erdenebaatar ihren Siegeszug fort (10.4.). In der Halle 4 des Einsteins geht die neue Reihe „Swing Manouche“ mit einem Konzert des Londoner Klarinettisten/ Saxofonisten Giacomo Smith (11.4.) in eine neue Runde.

Abheben mit Thärichen’s Tentett

Ein paar Türen weiter widmet sich das Thärichen’s Tentett später am Abend den großen Emotionen (Unterfahrt, 11.4.).

Trompeterin Angela Avetisyan blättert für uns am 12.4. im „Eastern Songbook“ (Unterfahrt).

Der 15. April ist wieder so ein blöder Tag mit zu viel Angebot. Wohin? Zum Konzert des in New York lebenden deutschen Saxofonisten Tobias Meinhart in den Nightclub? Oder zum Gig von Pianistin Marie Krüttli, die in der Seidlvilla-Reihe „Jazz+“ mit ihrem Trio auftritt? Oder doch zur 11köpfigen Stadtgarten Experimental Band (u.a. mit Felix Hauptmann, Fabian Dukek, Olga Reznichenko) ins Schwere Reiter?

Konkurrenzlos ist am 16.4. das Unterfahrt-Konzert der Saxofonistin Jasmine Myra aus Leeds. Afrikanisch gefärbt ist die Musik des niederländischen Bassisten Teun Creemers und seiner Band Naamu (17.4.).

Im Bergson verstärkt sich David Helbock’s Random Control um die Sängerin Fola Dada (21.4.). Pustefix James Carter kommt mit seinem Organ Trio in den Nightclub (22.4.).

Schlagzeug-Legende Billy Cobham okkupiert gleich zwei Tage die Unterfahrt (22. + 23.4.).

Bei den „Offenen Ohren“ im MUG ist das Chuchepati Orchestra zu Gast (23.4.). Zweimal Unterfahrt: dem kreativen Flamenco-Jazz von Chicuelo (24.4.) folgt ein Allstar-Quartett von Bassist Joe Sanders (25.4.).

Im Import Export wird es perkussiv: mit dem Duo Pidgins aus Mexico City und dem Trio des Münchner Schlagzeugers Simon Popp (26.4.). Für das zweite Konzert der neuen Solo-Klavier-Reihe „Einsteins Piano“ wurde der Luxemburger Michel Reis eingeladen (Einstein/ Halle 4). Guido May stockt seine Big Band um Trompeter Joo Kraus auf (28.4., Unterfahrt).

Vier starke Frauen machen in der Unterfahrt gemeinsame Sache: die Bassistin Kaisa Mäensivu, die Vibrafonistin Sasha Berliner, die Saxofonistin Nicole McGabe und die Schlagzeugerin Mareike Wiening (29.4.).

Bassistin Kaisa Mäensivu bringt den Frühling.

Mit Konzerten des Pianisten Simon Lucaciu (30.4., Unterfahrt) und des Ehepaars Karolina Strassmayer (Sax) / Drori Mondlak (Drums/ Bergson, 30.4.) klingt der April aus.