Der neue „Alte“: Thomas Heinze kehrt mit der ZDF-Krimiserie zu seinen Wurzeln – und zum Schweinsbraten – zurück
Herr Heinze, haben Sie nicht versucht, den Serien-Namen jetzt mit Ihnen doch noch ein wenig abzuändern – etwa zu „Der Mittelalte”, „Der noch nicht ganz so Alte” oder „Der eigentlich doch recht jugendliche Alte”?
(lacht) Ich bin jetzt 58, am 30. März habe ich Geburtstag. Wenn also am 31. März meine zweite Folge ausgestrahlt wird, in der ich als neuer „Alter” zu sehen sein werde, bin ich 59. Wenn ich das richtig sehe, bin ich dann neun Jahre älter, als Jan-Gregor Kremp es war, als er den „Alten” seinerzeit vor zehn Jahren übernommen hatte. Ich bin also nicht der jüngste „Alte”. Deswegen hat mir wahrscheinlich niemand angeboten, den Titel für mich anzupassen.
Ach nö!
Es bleibt beim Alten. „Der Alte” bezieht sich aber auch nicht wirklich auf das Alter. Eigentlich ist damit „der Chef” gemeint. Im Englischen würde er wohl „The Old Fox” heißen. Ich finde, das ist doch ein ganz guter Name: der alte Fuchs! So bezieht sich das doch auch ein bisschen auf Weisheit, Lebenserfahrung und Schlitzohrigkeit, was einem Kriminalisten natürlich gut zu Gesicht steht.
Und diese Lesart legen Sie jetzt sicher auch der eigenen Familie und dem Freundeskreis nahe, oder?
(lacht) Das versuche ich natürlich. Aber keine Chance! Mein Verweis auf Würde und Erfahrung ändert nichts daran, dass meine Leute mich jetzt immer den „Alten” nennen. „Guck mal, da kommt der Alte!” Das macht vor allem meinen Kindern eine Mordsfreude. Ich betrachte das aber eher als eine Auszeichnung.
Über Thomas Heinze:
Ein Berliner ermittelt: Sohn eines US-Amerikaners und einer deutschstämmigen Niederländerin, wuchs an der Spree auf, ging aber später auf die Falckenberg-Schule in München. Und startete von dort aus mit Filmen wie „Allein unter Frauen“ oder „Das Superweib“ seine Karriere. Nun ist er neuer Hauptkommissar in der ZDF-Serie „Der Alte“. Die startet am 10.3. mit neuen Folgen. Heinze steigt am 24.3. ein.
Sie waren ja auf der berühmten Falckenberg-Schule in München. Aufgewachsen waren Sie zuvor aber doch in Berlin. Wie blickt man denn auf München, wenn man durch Serien wie „Der Alte” oder auch „Derrick” die Stadt aus der Ferne kennengelernt hat?
Bei meinem Münchenbild ist mir schon wichtig, dass nicht alles Bogenhausen oder Grünwald ist. Ich finde es wichtig, dass „Der Alte” auch eher ein moderneres Bild von München zeigt und nicht nur das Postkarten-Image der Stadt abbildet. Darum bemühen wir uns beim Drehen schon sehr. Als Berliner ist man natürlich einiges gewohnt. Wenn ich nach München komme, wirkt auf mich vieles noch sehr gemütlich im Vergleich zu unserer Hauptstadt. Aber das ist halt nur an der Oberfläche so. München ist dann doch deutlich vielschichtiger. Ich schätze das Hin-undHer-Pendeln zwischen den beiden Großstädten wirklich sehr. Spannend!
Als Schauspielschüler an der Falckenberg-Schule waren Sie in der mondän wirkenden Glitzerwelt der Maximilianstraße mit ihren Modeboutiquen ja damals schon genau dort, wo sich vielleicht viele Klischees bis heute noch erfüllen.
Ich habe schnell gemerkt, dass dir die Stadt auch die kalte Schulter zeigt, wenn du wie ich nicht aus einem reichen Elternhaus kommst. Als Schauspielschüler hatte ich praktisch überhaupt kein Geld. Also musste ich mir viele Jobs nebenher suchen – als Kartenabreißer im Theater oder an der Garderobe. Ich habe an Tankstellen gearbeitet. Und ich war mal vorübergehend Hausbursche im Hotel „Vier Jahreszeiten”. Mit den Jobs konnte ich mich gerade so über Wasser halten.
Tagsüber die Schauspielschule, abends dann Aufführungen.
Das war nicht ganz leicht. Trotzdem: Ich persönlich spürte keinen Sozialneid. Der Kontrast zu Berlin ist aber schon auffällig. In München fahren Autos durch die Gegend, die in Berlin heute nicht lange auf der Straße stehen würden.
Wie meinen Sie das?
Vermutlich würden sie demoliert oder abgefackelt. In München geht man noch ganz anders um mit Wohlstand und der Demonstration dessen, was man hat. Ich habe München von einer anderen Seite kennengelernt als aus dem Ferrari-Sitz, aber es war trotzdem eine schöne Zeit – in einem schönen München.
Wie sieht denn Ihr liebstes kleines München-Ritual aus, das sie sich gönnen, wenn Sie mal wieder in der Stadt sind?
Was es in dieser Form in Berlin einfach nicht gibt, ist das bayerische Essen. Sobald sich eine Gelegenheit bietet, gehe ich wirklich gern in ein Wirtshaus – für einen leckeren Schweinsbraten mit einer Kruste, dazu Semmelknödel. Das genieße ich dann und wann sehr.
Steht das nicht in den Verträgen zur „Alten”-Rolle, dass man sich jetzt auch im Privaten einen gutbürgerlich, gemütlich-behäbigen Lebensstil angewöhnen muss?
(lacht) Zum Glück nicht. Aber ehrlich: Ich mag München wirklich gern. Und ich bin nie in derselben Wohnung, wenn ich hier länger lebe –um möglichst viele Viertel kennenzulernen. Ich habe bislang schon drei oder vier Wohnungen als Gast bewohnt. Das Herumziehen in der Stadt macht mir großen Spaß – und passt auch zu meiner Figur.
Inwiefern?
Caspar Bergmann, den ich spiele, hat auch noch keine feste Wohnung gefunden. Er tingelt zwischen Pensionen, dem Camping-Wagen und WGs durch München. Ich mag es, dass es da so Parallelen zwischen mir privat und der Figur gibt.