Am Samstag steigt die große Tour de France Geburtstagsparty in der Milla. Wir haben uns davor mit Thomas Bohnet, der die französische Partyreihe vor 24 Jahren ins Leben gerufen hat, ausgetauscht.
Herzlichen Glückwunsch zu 24 Jahre Tour de France! Was hat Dich damals inspiriert, eine französische Party zu starten?
Ich bin 1998 von Konstanz nach München gezogen und hatte eigentlich beschlossen, als DJ aufzuhören. Nachdem ich am Bodensee fast 15 Jahre aktiv war und damals grade 40 Jahre alt wurde. Ich meinte, damals, come on, München braucht sicherlich keinen 40jährigen DJ vom Bodensee. Dann war mir aber hier doch langweilig, so ganz ohne auflegen. Wenn Du immer auflegst, ist das auch wie eine Sucht. Mein Freund, der leider viel zu früh verstorbene, großartige DJ und Musiker Bernd Hartwich lud mich dann einmal als Co-DJ in die Egon Bar ein. Außerdem bestritt ich zusammen mit ihm eine Party in einer Werbeagentur. Bernd wollte das nicht allein machen, meinte, zu Zweit mache das mehr Spaß. Das hat mich wieder auf den DJ-Geschmack gebracht.
Und wie ging es weiter?
Also fragte ich in meiner Lieblings-Kneipe, dem CLUB 2 in Haidhausen, ob ich da mal auflegen könnte. Die meinten, „mach halt mal“. Nun was aber? Da ich ein paar Jahre vorher in Konstanz schon mal einen Abend nur mit französischer Musik bestritten hatte, unter dem simplen, aber stimmigen Namen Tour De France, habe ich das halt so gemacht. Im Club 2, im März 2000. Das sollte eigentlich eine einmalige Sache sein beziehungsweise war nur gedacht, immer mal wieder…
Könntest Du uns bitte ein bisschen von den Anfängen erzählen?
Der erste Abend im Club 2 kam so gut an, dass mich die beiden Betreiber Ivi Vukelic und Tobi Frank gebeten hatten, das nochmal zu machen. Also ab nun eben monatlich! Der Laden wurde immer voller und es sprach sich schnell rum, dass es da eine Party gibt, die so ganz anders ist. Zudem berichteten dann auch die Medien über den ungewöhnlichen Abend: So saßen bei einem der ersten Abenden hinter mir zwei Frauen, die im „IN MÜNCHEN“ geblättert haben und mit dem Heft auf mich zukamen. Ich hatte im „IN“ eine kleine Rubrik – „Meine Platte“, was ich immer noch regelmässig mache – geschrieben mit angesagter französische Musik und sie wollten bestimmte Songs hören (lacht).
Wie hat sich Deine TDF dann weiter entwickelt?
Am Anfang haben die Leute nur zugehört. Irgendwann wurden die Tische auf die Seite geschoben und es wurde getanzt. War immer eine tolle Stimmung. Gemischtes Publikum, Franzosen und Deutsche. Nachdem der Club 2 dann 2002 leider zu gemmacht hat, sind wir in die Muffathalle, zuerst ins Café dann ins Ampere umgezogen. Das waren dort legenäre Parties bis in die Morgenstunden. Die Leute haben auf den Boxen getanzt. Es war immer rappelvoll und eine sensationelle Stimmung.
Bestimmt gibt es ganz viele schöne TDF-Highlights: Magst Du uns von dem ein oder anderen etwas berichten?
Das absolute Highlight in 24 Jahren TDF-Geschichte war das Konzert des französischen Rockstars Matthieu Chedid, kurz -M-, der 2013 bei unserer Party 13 Jahre Tour de France die ausverkaufte Muffathalle rockte. Da leuchten heute noch die Augen vieler Konzertbesucher*innen und Fans. Denn -M- spielte damals in Paris vor 40 000 Leuten und bei uns in einer kleinen Halle, vor grade mal 1500. Ein Super Abend. Und Matthieu – ein toller, netter Kerl – liess es sich auch nicht nehmen, nach dem Konzert noch bei der Disco vorbeizuschauen und mit Fans zu plaudern und Selfies zu machen. Schöne Erlebnisse sind immer auch, wenn sich Paare melden, die sich bei einer meiner Partys kennengelernt und jetzt mehrere Kinder haben…
Wie sieht es aktuell aus, Du machst ja auch außerhalb von München Tour de France Partys…
Nachdem ich jahrelang permanent durch Deutschland und die Schweiz getourt bin, reduziere ich die Parties zur Zeit ziemlich. Man wird ja auch nicht mehr jünger (lacht). Ich lege regelmässig nur noch in meiner alten Heimat Konstanz und in Zürich auf. Ab und an aber auch mal in anderen Städten, wie demnächst in Braunschweig und hier um die Ecke, in Rosenheim – im Le Pirate, am 23. November. Im Sommer war ich übrigens in einem Luxushotel in Südfrankreich engagiert. Ein interessanter Abend war das….
Gibt es gerade einen Shootingstar in der frankophilen Szene, mit deren/dessen Musik man sich schon daheim auf Deine Party vorbereiten kann?
Aber ja: Großartig ist die erst 24-jährige Zaho de Sagazan mit ihrem Album „La symphonie des éclairs“ und wunderbaren Songs zwischen Nouvelle Chanson, French Pop und Elektro. In Frankreich ist die Frau aus einem kleinen Kaff am Rande der Bretagne seit ihrem Debüt von Anfang 2023 „everybody’s darling“; 2024 hat sie dort auch gleich vier der französischen Grammys, der „Victoires“, abgeräumt. Sie wird auch Deutschland im Sturm erobern. Ihr Konzert an 11. März 2025 in der Muffathalle war zum Beispiel schon nach einer Woche ausverkauft. Dort werde ich wohl auch als After-Show-DJ aktiv sein.
Was erwartet die Nachtschwärmer am 9. November?
Ein netter Abend mit französischen und frankophonen Sounds von gestern und heute. Hauptsache tanzbar. Abwechslungsreich. Das geht von 60s und 80s Songs bis zu HipHop, R& B, French Reggae, arabischem Rai, Zouk und ein bisschen Elektro. Also von Nino Ferrer und Jacques Dutronc bis Indochine und Les Rita Mitsouko. Dazu Aya Nakamura, Stromae und Maître Gims, Magic System, Zaho de Sagazan, Zaz und Clara Luciani.
24 Jahre Tour de France, 22.30 Uhr, Holzstr. 28