In ihrem kleinen Restaurant COUP DE COEUR zaubert Mona John mit ihrem Team französische Bistroküche mit Niveau und Twist
Die Chefin ist nicht da, deshalb nehmen wir ihre sympathische Vorstellung von der Website: Mona John, Münchnerin, in Nantes zur Köchin ausgebildet, in Paris gearbeitet. Hat sich einen Traum mit einem eigenen Lokal in ihrer Heimatstadt im Westend erfüllt, vor gut anderthalb Jahren wurde dieses im ehemaligen Café Josefa aufgesperrt. Die Lage passt: Ganz in der Nähe ist das wunderschöne Café Marais und das dazugehörige, gegenüberliegende französische Restaurant Marais Soir – eine Ecke für Frankophile sozusagen, die in der eher italienisch geprägten Landeshauptstadt ein bisschen Savoir vivre vermissen.
Im einfach, fast schon minimalistisch, eingerichteten Coup de Coeur (kann man gern mit „Herzensangelegenheit“ übersetzen) gibt es nur sechs Tische für je max. vier Personen – eigentlich war das Lokal auch nur für den Mittagstisch konzipiert, aufgrund hoher Nachfrage wurde das Angebot um eine Abendkarte erweitert. Reservieren sollte man über die Website, denn die wenigen Plätze sind begehrt und dementsprechend schnell weg. Alle Speisen werden hinter der kleinen Küchenbar zubereitet und angerichtet – natürlich ist hier platzsparende Vorbereitung und strenge Logistik angesagt und doch wirkt alles spontan und gut gelaunt. An unserem Samstagabend hat die Chefin wie gesagt frei und es ist ein sympathisches männliches Koch-Service-Duo am Start.
Wir nehmen zu zweit an einem kleinen Ecktisch auf den filzbezogenen Bänken Platz, es ist 20.30 Uhr, der letzte Reservierungsslot, eigentlich sollte um 22 Uhr Schluss sein, aber so genau geht es nicht heute Abend. Als Karte dient eine Tafel auf der eine Vorspeise, drei Hauptgerichte, zwei Desserts und ein Käseteller versammelt sind – die Gerichte wechseln wöchentlich.
Vorab gibt es ein kleines Noam-Bier und einen Pastis, was sonst; auch weil sowohl Fleisch wie auch Fisch bestellt wurde, fiel die Weinbegleitung auf einen Les Clauzes de Jo Rosé der Domaine Belles Pierres (Bio, Fl. 32), auf einem Faltblatt sind rund zwei Dutzend Etiketten gelistet. Los ging es mit einem Gruß aus der Küche: Auf zwei Mini-Pumpernickel wurde je ein Häubchen wunderbar cremig-intensives Kartoffel-Sellerie-Parmesan-Püree angerichtet – das Amuse bouche gab die Richtung vor, das als Vorspeise bestellte Onsenei auf Erbsenpüree legte noch ne Schippe drauf: das Ei wachsweich und von hervorragender Qualität, das Erbsenpüree konnte statt dem normalerweise strengen Urteil des britischen Begleitessers für dieses Gemüse, das in Deutschland meist aus der Gefriertruhe kommt, diesem ein dickes Lob entlocken.
Und das blieb nicht allein: Der schwarze Heilbutt (24) perfekt à point gegart, dazu gesellten sich Schwarzwurzel und Steckrübe als Gemüse in Stücken und wieder als Püree mit geräuchertem Schwarztee. Kleine Kleckse Kräuter-Pesto mit Kürbiskernen gaben etwas Kick für das eher verhaltene Gericht, das aber mit seinen subtilen Geschmacksnoten völlig überzeugte. Hier zeigt sich wahres Können und in diesem Stil könnte es weitergehen mit einer mit Kräuterfarce gefüllten Wachtel mit Petersilienwurzel, Birne und Buchweizen-Splitter (23). Da der kleine Vogel zwar nicht trocken, aber auch nicht wirklich saftig war, hätte es etwas mehr von der schmackhaften Soße sein können, hier sorgten rote Sauerampfer-Blättchen für zusätzliche Akzente.
Zum nicht grundlos empfohlenen halbtrockenen, ein bisschen nach Brioche und Äpfel duftenden Dessertwein „Ineptie“ (Gl. 5,60), ebenfalls von der Domaine Belles Pierres, gesellten sich als Nachspeise „Fenouil, citron et pomme“ – bretonisches Shortbread mit Fenchel, Zitronencreme, Äpfeln und mariniertem Fenchel. Ganz ehrlich, so ungewöhnlich es klingt, so wunderbar und raffiniert hat es vor allem aufgrund des Fenchels geschmeckt – bravo! Und auch der fast schwarze Schokoladenkuchen mit Cassis bekam mit einer Blumenkohl- neben einer Kakao-Creme einen besonderen Touch.
Fazit: Ein wirklich stimmiges, französisch angehauchtes Speiseerlebnis ohne das oft hierzulande übliche Brimborium – bodenständige Bistroküche mit Niveau und einem raffinierten Twist zu einem realistischen Preis-Leistungsverhältnis wird hier geboten, professionell und gut gelaunt serviert. Und: Das minimalistische Konzept sollte Schule machen, denn weniger ist ja bekanntlich oft mehr.
Adresse, Öffnungszeiten, Stadtplan
- Name: Mona John Coup de Coeur
- Adresse: Westendstr. 29, 80339 München
- Öffnungszeiten: Mi-Fr: 12 bis 15/Mi-Sa: 18 bis 22 Uhr
- Webseite: www.mona-john.de