Münchens Orchester mischen Klassisch mit Modern
Seit dem Umzug in die Isarphilharmonie im HP8 hat sich bei den Münchner Philharmonikern viel getan. Nicht nur, dass man dort inzwischen ein deutlich gemischteres Publikum antrifft. Auch die kostenlosen „Nach(t) klänge“ und das „MPHIL Late“-Angebot erfreut sich im Anschluss an die regulären Abo-Termine großer Beliebtheit. Mit ihnen hat sich auch das Foyer in der Halle E inzwischen als Spielstätte für spannende Formate jenseits des klassi- schen Symphoniekonzerts etabliert.
Das jüngste Experiment steht nun unter dem Motto „Grand Vibe Station“, hinter dem sich eine großräumige Klanginstallation verbirgt, die von Multitalent Gunter Pretzel entwickelt wurde. Eine aufregende Reise vom Barock bis in die Gegenwart, mit Musik von Giovanni Gabrieli, Wolfgang Amadeus Mozart oder Arthur Honegger, die hier Steve Reich und das Duo John Lennon & Paul McCartney treffen. Dargeboten wird diese aufregende Mischung von Mitgliedern der Philharmoniker, während sich das Publikum frei zwischen den auf Leinwänden projizierten Noten bewegen darf. Die Koordination liegt in den Händen von Dirigent Oscar Jockel. (9.10. Isarphilharmonie)
Ebenfalls entdeckungsfreudig zeigen sich am Tag danach die Münchner Symphoniker, die sich in die unendlichen Weiten des Universums hinauswagen. Chefdirigent Joseph Bastian hat hierfür zum Start in die neue Saison jene Orchestersuite aufs Programm, die Komponist Hans Zimmer aus seinem Soundtrack zu Christopher Nolans Science- Fiction-Epos „Interstellar“ zusammenstellte. Wobei die Orgel eine ähnlich wichtige Rolle spielt wie in der dritten Symphonie von Camille Saint-Saëns, die im zweiten Teil des Abends erklingen soll. Mit Christian Schmitt, hat man dabei einen Solisten verpflichtet, der schon mehrfach seine Virtuosität und Vielseitigkeit an der „Königin der Instrumente“ bewiesen hat. (10.10. Prinzregententheater)
Die gesunde Mischung aus klassisch und modern gehört beim Münchner Kammerorchester schon lange zum Profil. Und so dürfte das Stammpublikum bereits perfekt geeicht sein, für das erste Abo-Konzert 24/25. Hier dirigiert Jörg Widmann keineswegs nur Mozarts Serenade KV 388 und den Sinfoniesatz in c-Moll von Felix Mendelssohn, sondern selbstverständlich auch wieder zwei von ihm komponierte Werke. Die „Aria“ für Streicher, sowie das Konzertstück für Trompete und kleines Orchester, dem er den Titel „ad absurdum“ gab. Letzteres wird von Sergei Nakariakov interpretiert. (17.10. Prinzregententheater)
Ende des Monats geht es für die Münchner Philharmoniker zwar erst einmal auf Tournee. Doch ehe das Orchester der Stadt nach Hamburg, Paris und Shanghai aufbricht, kommen auch wir zumindest noch einmal in den Genuss eines Programms, das eine Wiederbegegnung mit dem französischen Klavier-Shootingstar Alexandre Kantorow ermöglicht. Er präsentiert sich diesmal mit Sergej Rachmaninows spektakulärer „Rhapsodie über ein Thema von Paganini“, die dem für seine Klavierkünste bekannten Komponisten selbst regelmäßig die Schweißperlen auf die Stirn trieb. Dirigent Tugan Sokhiev rahmt die- ses pianistische Feuerwerk mit der Polonaise aus Tschaikowskys „Eugen Onegin“ und der „Scheherazade“ von Nikolaj Rimskij- Korsakow, ehe sich im Foyer eine weitere Auflage von „MPHIL Late“ mit dem Goldmund Ensemble anschließt. (24.10. Isarphilharmonie)
Zeitgenössisches galt es jüngst wieder im Rahmen des ARD-Wettbewerbs zu erleben. Und zwei der prominenten Namen, die hierfür neue Auftragswerke beisteuerten, bieten im Rahmen der „musica viva“ gleich noch eine Zugabe. So lässt sich nach den druckfrischen „No Sad Songs“ nun mit „Three Screa- ming Popes“ für großes Orchester eine andere Facette vom Komponist Mark-Anthony Turnage erleben, während die Australierin Liza Lim bei „A Sutured World“ das Cello in den Mittelpunkt rückt. Als Taufpate stellt sich bei der Uraufführung Nicolas Altstaedt zur Verfügung. Das Dirigat liegt in den Händen von Edward Gardner, der zudem mit zwei weiteren Werken an den 2018 verstorbenen Oliver Knussen erinnert. (25.10. Herkulessaal)
Wer es womöglich doch etwas klassischer mag, sollte sich wiederum bei den Münchner Symphonikern bestens aufgehoben fühlen. Denn auf den Griff nach den Sternen folgt Ende des Monats als Zugabe noch ein höchst kulinarisches Programm, das mit Felix Mendelssohns Ouvertüre zu Shakespeares „Sommernachtstraum“ beginnt und schließlich auf die „Rheinische“ Symphonie von Robert Schumann zusteuert. Zwischenstation macht Dirigent Joseph Bastian hier beim Violinkonzert Nr. 1 von Max Bruch. Als Solist hat man hierfür den aus Neapel stammenden Geigenvirtuosen Andrea Cicalese verpflichtet. (27.10. Isarphilharmonie)