Roman Lehmann ist über die Jahre zur festen Größe im Pacha, bei den World League-Events und beim Greenfields-Festival geworden, das am 8. Juli stattfindet. Wir trafen ihn zum Interview.
Mit 34 Jahren ist man wahrscheinlich im besten Alter, um im Nachtleben verantwortungsvolle Aufgaben zu übernehmen und gleichzeitig noch den Draht zu den jungen nachwachsenden Gästen zu halten. Roman Lehmann, Geschäftsleiter im Pacha am Maximiliansplatz, Eventmanager bei den World League-Events und zusammen mit Kollege René Vaitl Organisator des inzwischen eigenständigen Greenfields-Open Airs, schafft diesen Spagat ziemlich mühelos. Er hat sich über die Jahre eine wichtige Rolle im Umkreis der Nachtleben-Größen René Vaitl und Tom Hilner erarbeitet und hat vor, dem Greenfields-Festival neue Impulse zu verleihen, wie er uns im Gespräch verriet.
Viele kennen dich vielleicht noch nicht so gut. Daher als Erstes die Frage: Wie bist du denn eigentlich in die Fänge des Münchner Nachtlebens geraten?
Ich bin erst vor 13 Jahren überhaupt nach München gekommen. Ich war ursprünglich bei der Bundeswehr in Fürstenfeldbruck, wollte aber immer etwas mit Musik machen. Dann hab ich mir einen Nebenjob am Wochenende bei einer Sicherheitsfirma gesucht. Wir haben damals alle World League-Veranstaltungen betreut, auch schon das Greenfields Open Air. Mein allererster Job war bei Sven Väth in der Alten Kongresshalle an der Tür. Da hab ich dann prompt den Chef, Tom Hilner, nicht reingelassen. Trotz dieses Fauxpas hat sich das Ganze letztlich aber gut entwickelt. Irgendwann haben sie im Pacha jemanden gesucht und so bin ich fester ins Team reingerutscht, erst als Türsteher, später auch als Fahrer für die Künstler bei den Events.
In gut drei Wochen beim insgesamt 20. Greenfields-Festival auf der Galopprennbahn Riem musst du wohl niemanden chauffieren, dafür aber viel anderes organisieren. Wie läuft’s im Vorfeld?
Der Vorverkauf läuft bisher gut, was aber auch dringend nötig ist wegen der gestiegenen Kosten in diesem Jahr. Die Lust der Leute ist also noch da. Trotzdem stellt man sich manchmal die Frage, inwieweit man die höheren Kosten noch an die Gäste weitergeben kann, wie viel sie sich überhaupt noch leisten können. Wir versuchen, es moderat zu halten. Wir haben dieses Jahr kostengünstigere Kategorien im Angebot wie das 13-Uhr-Ticket, das 10 Euro weniger kostet. Der Vorteil für alle: Es ist auch früher Stimmung da.
Früher fand Greenfields immer am Sonntag statt, inzwischen samstags. Wie kommt’s?
Wir haben es 2019 schon das erste Mal samstags veranstaltet. Der Tag hat mehr Potenzial, weil am Sonntag die kommende Arbeitswoche zu sehr im Nacken sitzt. Der Tag ist aber nicht in Stein gemeißelt, wir sind natürlich weiterhin relativ flexibel und könnten uns auch vorstellen, irgendwann mal einen zweiten Tag dazu zunehmen.
Du hast ja jetzt mehr Verantwortung für Greenfields, was hast du dir in dieser Position noch vorgenommen für die nächsten Jahre?
Mein größter Ansporn ist es, das Format ein bisschen weiterzuentwickeln, was das Booking angeht, was die Showelemente angeht. Bei uns spielte das Entertainment drumherum nie die ganz große Rolle, darauf legen die jungen Leute aber heutzutage wert. Es ist ihnen wichtig, dass sie gute Social-Media-Storys auf dem Festival machen können. Unser Plan ist es tatsächlich, dass wir nächstes Jahr eine neue Hauptbühne bauen und den zweiten Floor umgestalten. Wir sollten ein bisschen jünger werden insgesamt. Die Qualität der Bookings bleibt bei uns aber im Vordergrund.
Tolle DJs sind diesmal auch auf der Aftershow-Party im Pacha geboten. Erzähl mal!
Ja, wir bieten extra einen Shuttlebus zur Aftershow-Party an, die wir dieses Jahr im Pacha machen mit DJ Hell, Fabique, Joyce Muniz und Maurizio Schmitz. Für 15 Euro gibt’s die Busfahrt inklusive Eintritt ins Pacha.
Habt ihr die Pacha-Terrasse auch schon sommerfit gemacht?
Unsere Terrasse wollen wir künftig noch etwas sinnvoller gestalten, manches wie die Garderobe und den Pizzastand neu anordnen und den Platz insgesamt besser nutzen, sodass vielleicht auch noch ein Merchandising-Stand dazukommt.
Ihr habt kürzlich “Pacha Summer 2023” mit großen Bookings ausgerufen. Da werden u.a. Fatboy Slim und das Duo Bedouin aus Miami kommen. Und für die Harry-Klein-Fans gibt’s ebenfalls tolle News, richtig?
Ja, absolut. Das Harry-Klein-Aus ist natürlich ein sehr trauriges Thema, ein Verlust für die Stadt. Aber wir arbeiten weiterhin mit dem Betreiber Peter Fleming zusammen. Er möchte zum Beispiel die regelmäßigen Abende mit DJ Karotte künftig bei uns machen.
Für die ganz großen Acts braucht ihr wohl nicht so viel Werbung. Aber wie wichtig ist insgesamt für Clubs und Veranstalter aus deiner Sicht das Social-Media-Thema?
Das ist auf jeden Fall weiterhin wichtig. Facebook ist zwar ziemlich tot aus meiner Sicht, aber wir bedienen nach wie vor alle Kanäle. Instagram und TikTok sind für uns inzwischen wichtiger geworden. Man muss die Leute da abholen, wo sie eben sind. Wir wollen uns bei diesem Thema künftig noch stabiler aufstellen. Tatsächlich kümmere ich mich im Moment sehr viel selber darum. Ich stelle mich aber nicht hin und singe und tanze bei TikTok.