Modernes Design und eine Küche, die Akzente setzt: Bogenhauser Hof

Bogenhauser Hof: Pink Flamingos unter Denkmalschutz

Der Bogenhauser Hof erstrahlt im modernen Gewand und mit einer Küche auf hohem Niveau

Ein Freund ist in der Möhlstraße in Bogenhausen aufgewachsen, als Jugendliche verbrachten wir dort so manchen Nachmittag in seiner kleinen Einliegerwohnung in der elterlichen Villa. Manchmal kam seine Mutter gegen Abend und verkündete, dass die Gudrun, Köchin und Hausmädchen, heute frei hätte und sie in den Bogenhauser Hof gehen würde, die Freunde dürften gerne mitkommen. Und wie gerne: die Lokalität war damals Anfang der Achtziger für das Viertel zwar fast noch rustikal, aber gegenüber unserer Unterföhringer Dorfwirtschaft durchaus gehoben – das Essen gut und bürgerlich, ein Gasthaus mit Niveau sozusagen. Im Laufe der Jahre ist dieses vor allem preislich gestiegen und auch Prominente wie Franz Josef Strauß oder FC-Bayern-Boss Uli Hoeneß, der hier sicher den ein oder anderen Vertrag beim Barolo aushandelte, liebten Küche und Charme des denkmalgeschützten Anwesens an der Ismaninger Straße, das seit den 1960er Jahren im Besitz der Schörghuber-Familie ist. 31 Jahre hat zuletzt die Familie Gleisner das Haus geführt, dieses Jahr wurde es unter neuer Führung nach aufwendiger Renovierung wiedereröffnet.

Mit dem Südtiroler Gastronomen Karl Rieder und Geschäftspartner Kian Moussavi sind erfahrene Wirte am Start, die bereits erfolgreich diverse italienische Lokalitäten führen, wie zum Beispiel das Il Mulino in der Görresstraße und die Trattoria San Benno in der Maxvorstadt. Vom Münchener Designer Philipp Zimmermann wurde das Interieur dem aktuellen Zeitgeist angepasst: die Räumlichkeiten erstrahlen in raffiniertem Lichtdesign, die den floralen Mustern an den Wänden eine fast jugendstilistische Anmutung geben; rustikale Elemente wie Hirschgeweihe werden im Jagdzimmer im ersten Stock modern interpretiert, angrenzend sorgt der Champagner-Salon mit seinen pinken Flamingos sowie exotischer Blüten- und Pflanzenpracht für einen Insta-tauglichen Farbenrausch. 

Doch wird sind nicht nur hier, um das außergewöhnliche Interieur zu bestaunen: Die Einladung des jungen österreichischen Weinproduzenten Maximilian Steiner (AMAX) wurde genutzt, neben seinen wirklich hervorragenden Tropfen bei einem 4-Gänge-Menü (die einzelnen Gerichte fanden sich auf der Karte des Hauses wieder) in den Genuss der Küche des gebürtigen Allgäuers Hannes Reckziegel zu kommen, der zuvor im Restaurant Schwarzreiter im Vier Jahreszeiten mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. „Alpine Küche mit einem asiatischen Twist“ soll hier auf dem Programm stehen und besser kann man’s nicht beschreiben. Los ging es nach einem Winzersekt Extra Brut Reserve vom niederösterreichischen Weingut Loimer, der sich nicht vor Champagner verstecken muss, mit einem Lachsforellen-Sashimi mit eingelegtem Rettich, Physalis und japanischer Ponzu-Vinaigrette, dazu ein Grüner Veltliner Premium von Anton Bauer aus Wagram – die exotischen und frischen Fruchtnoten in Speis und Trank hoben die Messlatte schon mal richtig hoch. 

Das Tatar vom Reh mit gerösteter Topinambur, Castelfranco-Salat und Pecannuss legte mit einer Runde Umami trotzdem nicht zu kräftig nach; das Fleisch, handgeschnitten, schmeckte auch der Begleitung, die normalerweise dem Waldtier-Geschmack nicht so zugeneigt ist. Rosé zu Wild? Warum nicht, wenn es sich um eine hervorragende Cuvée Platinum aus Blaufränkisch und Pinot Noir von Pia Strehn vom Neusiedler See handelt. Mit einem Raviolo, gefüllt mit geräuchertem Ricotta, getoppt von flüssigem Eigelb, Brunnenkresse-Gremolata und umgeben von Haselnuss-Schaum zeigt Reckziegel erneut, was er draufhat. Bravo. Eine superzarte Kalbsbacke, die man praktisch mit dem Löffel essen konnte, mit gegrilltem Sellerie, Apfel-Shiso-Salat und Jalapeño-Jus schloss dann zusammen mit einer roten AMAX Premium Cuvée von Albert Gesellmann den kulinarischen Reigen, der von Restaurantleiter Stefan Fobo präsentiert wurde.

Fazit: Der auch optisch sehr ansprechend renovierte Bogenhauser Hof wird mit Hannes Reckziegels Küche einen Akzent in der Münchner Fine Dining-Landschaft setzen. Das fünfgängige Chef’s Choice-Menü kostet 98 Euro p.P. – ein Preis, der für diese Kreativität, Qualität und auch im Vergleich mit den Mitbewerbern durchaus gerechtfertigt ist. 

Autor: Rainer Germann

Bogenhauser Hof, Ismaninger Str. 85
Mo-Sa: 11.30 bis 22.30 Uhr, Tel.: 089 985 586, www.bogenhauserhof.de