Im Akimy nahe Gärtnerplatz wird asiatische Küche ohne tierische Produkte in ungewöhnlichen Räumlichkeiten serviert
Es begann mit einer Begegnung am Parkplatz vor der Tür des ehemaligen Thai-Restaurants in der Corneliusstraße – nein, der Autor wollte nicht wegfahren, kein Problem, dann parke er eben in der Einfahrt, sagt der freundliche junge Mann. Ein neues Lokal möchte er hier aufmachen, und zwar mit veganer, asiatischer Küche. Ha, gerade erst so eine Lokalität vorgestellt, im Schlachthofviertel, das Padme Hum. Gehört meiner Schwiegermutter, sagt der junge Mann, sein Name wäre Tung und wenn er in zwei Monaten eröffnen wird, sollte man doch bitte vorbeikommen und seine etwas „modernere“ Version des Konzepts kennenlernen. Letzte Woche war es so weit, der Geschäftsführer namens Jamie hat zum Streifzug durch die Karte geladen.
Inhaberin Quinnie, Tung und Jamie begrüßen den Autor nebst Begleitung als wären wir bereits gute Freunde des Hauses; die das letzte Mal vor gefühlt 20 Jahren besuchte Lokalität mit seinem Aquarium und den verstaubten Plastikblumen, war definitiv nicht mehr wiederzuerkennen. Das Akimy (der Name ist abgeleitet vom japanischen Wort „Akimitsu“, steht für Klarheit, Helligkeit, verrät die Website) wirkt wie ein moderner Großstadt-Club mit seinen thematisch unterschiedlichen Räumlichkeiten und dem punkig gestylten Barkeeper. Natürlich hängen im „Flora“-Raum getrocknete Pflanzen im Dschungellook von der Decke, einen „Sonnenuntergang über dem Orchideenteich“ soll der „Odyssee“ genannte Nebenraum bieten – alles in allem natürlich auch wieder ein Insta-tauglicher Farbenrausch, der zumindest Optik erweiternde Rauschmittel überflüssig macht.
Wir sitzen am Fenster mit gutem Blick auf die Bar im „Mirror“-Hauptraum mit seiner Spiegeldecke (ok, es ist Spiegelfolie), der irgendwie als Filmkulisse für einen Film von Wong Kar-Wai aus den 90ern dienen könnte – das Jahrzehnt ist wieder schwer angesagt in der Popkultur, zu der man das Akimy mit seiner Küche, die schwer im Trend liegt, durchaus zählen kann. Schon steht ein Whisky Sour vor der Nase, dazu gesellt sich ein Litschi-Martini, schön retro, passt ebenfalls gut. Am Nebentisch zwei junge Asiatinnen im (hoffentlich) Fake-Pelz, wohl Freundinnen des Hauses. Doch wir sind nicht hier, um Studien in Sachen internationaler Jugendkultur zu betreiben, sondern brechen unter Anleitung von Jamie auf zu einer kulinarischen Reise der fleischlosen Art. Diese beginnt ziemlich bunt: „Coco Popcorn“ sind marinierte Maiskörner, frittiert in Tempura mit Koriander, Vegan-Mayo und Chili-Sauce (9,90); hinter „Lumpin“ stehen gedämpfte, hausgemachte Hacao (Teigtaschen aus Reis- und Tapiokamehl) mit pikantem Gemüse gefüllt; „Enoki fried“ ist der gemeine Samtfußrübling-Pilz frittiert mit Knoblauch-Chili-Vegan-Mayo – alles gelungen und „spicy“ im Geschmack, außerdem schön angerichtet auf dem angesagten farbigen Steingutgeschirr. Als Besonderheit bietet das Lokal Tacos, die man eher in der südamerikanischen Küche vermuten würde, gefüllt waren sie zum Beispiel mit einem marinierten veganen Tuna Tatar (14,90) mit Tosago-Kaviar, roten Zwiebeln, Mais, Koriander, Kirschtomaten – bestens angemacht, der Fake Tuna die beste Edelfischvariante an Konsistenz und Geschmack, die bisher in dieser Art verspeist wurde. Leider konnte (oder wollte) uns Jamie nichts über die geheimnisvolle Herstellungsweise verraten … Kein veganes asiatisches Lokal ohne die beliebten Crispy Sushi Rolls – in diesem Fall „Kejko“ (18,90) mit Veggie-Tuna, Kimchi, vegan Teriyaki, Frühlingszwiebeln und einer sehr guten süßlichen, hausgemachten Soße.
Als Hauptgang dann eine schön frittierte vegane Ente im Sesammantel, mit verschiedenem Gemüse in einer Soja-Basilikum-Soße (24,90). Die Panade konnte mit seinen Röstaromen den eher neutralen Seitan aufwerten, das Gemüse asiatisch-knackig, die Soße köstlich. Beim Dessert konnte das Mango-Sorbet erfrischen, die mit einer dunklen Creme (Nuss, Tamarinde, Schokolade?) gefüllten kleinen, leider schon durchweichten Pfannkuchen weniger überzeugen, obwohl alles hübsch angerichtet war. Das galt auch für eine mittags probierte, etwas lahme vegane Pho (12,90), die mit Chilis und Sojasoße ein bisschen aufgepeppt werden musste. Dass der Autor zudem nach Fischsoße fragte – peinlicher Reflex!
Fazit: Das Akimy vereint Popkultur am Gaumen mit dem dazu passenden Ambiente – bei den probierten Speisen gelang meist die angekündigte Mischung aus traditioneller asiatischer, fleischloser Küche mit einem modernen Twist, die ihren berechtigten Preis hat – der aber mittlerweile fast als Standard in der Innenstadt gilt – wenn, wie hier, die Qualität stimmt. Etwas mehr Mut im Gebrauch von den wunderbaren Kräutern und Gewürzen, die diese Küche zu bieten hat, könnte nicht schaden … analog zur funky Location sozusagen!
Autor: Rainer Germann
Akimy, Corneliusstraße 1
Mo-Fr: 11.30 bis 15/17.30 bis 23; Sa, So: 12.30 bis 24 Uhr, Tel.: 089 32 79 18 68, www.akimy.de