Die Null: Münchens erster alkoholfreier Biergarten

Alkoholfreies Bier und Mocktails statt Drogen: Die Null bespielt bis 15. September den Karl-Stützel-Platz

Der erste alkoholfreie Biergarten der Landeshauptstadt öffnet seine Pforten. Der Stadt? Fraglich, ob man in Deutschland, Europa und dem Rest der Welt ein ähnliches Biergarten-Konzept findet. Clever ist die Idee in jedem Fall: Gerade hat das alkoholfreie Bier der Augustinerbrauerei einen bespiellosen Triumphzug durch die Münchner Gaststätten, Kneipen und Wirtshäuser angetreten – für zuhause bekommt man das Getränk gar nicht erst, in den Getränke- und Supermärkten ist es immer ausverkauft; die Münchner Privatbrauerei kommt mit der Produktion gar nicht mehr hinterher, heißt es, deshalb können überwiegend nur Brauerei-Wirtshäuser beliefert werden.

Ganz im Trend liegt deshalb die Idee mit dem alkoholfreien Biergarten, für den sich die Gastronomen Florian Schönhofer (Café Kosmos, Bufet) und Christian Lehner (Park Café, Das Bad) sowie David Boppert (VDMK, Münchner Kultur) und Florian Steinmaier (General Manager The Charles Hotel) zusammengefunden haben. Unterstützt wurden sie dabei maßgeblich auch von der Stadt München und dem Kreisverwaltungsreferat, wie OB Dieter Reiter bei seiner Eröffnungsrede am Mittwochnachmittag nach dem lautstarken Auftritt der coolen Schüler-Grunge-Band Boys Of Kings (Durchschnittsalter: 13 Jahre) versicherte. Die Skulptur „Der Ring“ des Bildhauers Mauro Staccioli, die den Platz dominiert, wirkt nun wie eine überdimensionale, kostenlose Werbung für den Biergarten, so Reiter. 

Ihm sei es ein großes Anliegen, dass die Gegend um den Hauptbahnhof wieder von normalen Bürgerinnen und Bürgern belebt werde, und nicht weiterhin, wie verstärkt in den letzten Jahren, eine stark frequentierte Begegnungsstätte für Drogenhändler und andere Kriminelle wäre. „Dieser Teil Münchens muss wieder schöner werden“, so Reiter, aber natürlich sei ihm klar, dass die Szene sich nicht von heute auf morgen in Luft auflösen würde und Süchtige und Alkoholkranke andere Plätze finden werden. In dieser Beziehung werde u.a. mit dem Sozialreferat nach einer Lösung gesucht, auch über Räumlichkeiten in denen Drogenkranke kontrolliert konsumieren könnten, würde nachgedacht werden. 

Doch zunächst gilt es den Karl-Stützel-Platz mit dem Konzept eines alkoholfreien Biergartens zu beleben, praktisch als Gegenentwurf zur bevorzugten bisherigen, negativen Nutzung des Platzes, der doch recht prominent zwischen Luisengymnasium, The Charles Hotel und dem Alten Botanischen Garten liegt. Auf Proteste seitens der Brauereiverbände reagierte Reiter gelassen: in München wäre, im Gegensatz zu einer Monopollage, zum Beispiel in Ostbayern, wo es manchmal nur einen Biergarten im 30 Kilometer-Radius gibt, bei dem großen Angebot an Biergärten auch Platz für eine alkoholfreie Begegnungsstätte in diesem Stil. In dieser finden während der Öffnungszeiten (Mi-Sa, 15 bis 22 Uhr) auch ein buntes Kultur- und Kinderprogramm mit Livebands, DJs, Latin-Tanzabenden und anderen Events statt.

Im Angebot gibt es alkoholfreies Flaschenbier von wechselnden, nicht nur Münchner Brauereien, sagt Christian Lehner. Das zur Eröffnung ausgeschenkte alkoholfreie Augustiner allerdings nur solange der Vorrat reicht und es nachgeliefert werden kann (s.o.). Und wer keinen Bock auf Bier hat, kann sich mit Mocktails, Säften, Kaffee, Shakerato, hausgemachter Himbeerlimo und anderen Erfrischungen erfrischen. Das mit dem „alkoholfrei“ vor Biergarten ist für München zwar eine kleine Revolution, aber ansonsten bleibt „Die Null“ dem traditionellen Biergarten-Feeling treu. Schließlich würde es doch auch um das gemütliche Beisammensein im Freien und nicht nur um den Alkohol gehen, so zumindest hoffen die Betreiber. Und würde der Bürgermeister auch hingehen? Er sei zwar kein Freund von alkoholfreiem Bier, sondern eher der „Ganz oder gar nicht“-Typ, also wenn Bier, dann mit Alkohol wegen des Geschmacks, oder gleich andere alkoholfreie Getränke. Sagt’s – und posiert mit dem alkoholfreien Bier von „der Brauerei mit A“ (Reiter) für die Fotografen. Gute Sache, prost!