Mit dem Aimy in der Brienner Straße hat München ein neues pan-asiatisches Restaurant, das in der oberen Liga spielt
Man hatte ja viel Zeit im Lockdown, erzählt Inhaberin My Pham, also hat man sich beim sehr geschätzten Kollegen Quang Nguyen vom Restaurant Rüen Thai in Sachen Weinkarte beraten lassen, der Sommelier und frühere Besitzer des Hauses, Anuchit Chetah, sei schließlich eine Legende, was die Verbindung aus edlem Rebensaft mit thailändischer Küche betrifft. My und ihr Mann Hai Pham haben sich mit dem #Shami in der Marktstraße (mittlerweile abgegeben) und dem Shimay in der Theresienstraße bereits auch auf diesen Seiten einen guten Namen gemacht, was zu einer Einladung in die neue Lokalität Aimy in der Brienner Straße führte. Die Phams stammen ursprünglich aus Hanoi, aber statt einer, wie im Shimai bevorzugten, nordvietnamesischen Küche stehen hier zu rund 70 Prozent thailändisch inspirierte Gerichte auf der Karte. Die Weinkarte kann sich wirklich sehen lassen und der gewählte „Westhofener“ vom rheinhessischen Weingut Wittmann (Fl. 48), ein Weißburgunder-Chardonnay-Cuvee, passte ganz hervorragend zu dem pan-asiatischen Streifzug, der da folgen sollte.
Hinter Laarb Gai (13) verbirgt sich ein To Go-Gericht, das der ein oder andere Reisende bereits aus den Straßen Bangkoks kennt. Hier kam es als eine Mischung aus gebratenem, gehacktem Maishähnchen (mit kleinen Stückchen Haut, sehr wichtig!) mit geröstetem Reis, verschiedenen Kräutern wie Thai-Basilikum, Koriander und Minze, sowie Mangostreifen und einem Tom Yum-Limonen-Dressing auf den Tisch – kennen Sie das Gefühl, einfach immer weiter essen zu wollen, obwohl das erst der erste Gang ist? Ähnlich ging es bei der „Saigon Tuna Quesadilla“ (18) – gehackter Thunfisch-Tatar, Kimchi-Chili-Majo, Tomaten-Koriander-Salsa und Sweet Sour Creme auf einem Krupuk-artigen Fladen („Quesadilla“ ist etwas irreführend) und auch bei einer „Thai Pacific Ceviche“ (17) mit in Tom Yum-Kokos-Creme marinierten Stückchen Jakobsmuschel, Lachs, Garnele, Rettich und Avocado. Dagegen waren die Crab Cakes (15), frittierte Krabben-Küchlein auf einer Mango-Buttersoße, ein Kindergericht für Erwachsene – süß und einfach köstlich.
Die Einrichtung des Restaurant ergänzt die moderne und verspielte Tellersprache: Steinige Wände, rote Lampen, goldene Buddha-Statuen. Am Fenster zwei gemütliche Lehnstühle wie in einem Club, im hinteren Bereich eine kleine Bar und ein Separee – insgesamt könnte das Aimy einem James Bond-Filmset der Siebziger Jahre entsprungen sein.
Beim folgenden Hauptgericht „Traditional Crispy Duck“ (18), knusprige Ente mit Wokgemüse, asiatischen Kräutern und einer speziellen „Haussoße“, die extra noch zur feinen karamellisierten Hauptsoße gereicht wurde, ging es auch optisch wieder in eine eher traditionellere Präsentation, was dem Geschmack keinen Abbruch leistete. Das gilt auch für den „Grilled Monk Fish“ (27) – im Ofen gegarte, leicht melierte Seeteufelstücke mit Ingwer, Chili, Thai-Basilikum, Broccoli, grünem Spargel in einer bestens passenden süßlichen Soße, für welche die Bezeichnung „Asia-Beize“ in der Karte eher unzureichend ist. My Pham überredete noch zu einem süßen Klassiker: „Mango Sticky Rice“, der grüne Klebreis wurde mit Matcha gesättigt und bildete das Schiffchen für süß-saftige Mangoscheiben, dazu eine kleine Kugel Kokos-Eis.
Fazit: München hat ein neues panasiatisches Restaurant mehr, das in der oberen Liga mitspielen kann. Auch hier rechtfertigen die Qualität der Produkte, guter Service, eine schöne Weinauswahl aber vor allem die Kochkunst von Hai Pham und seinem Team die etwas gehobenen Preise. Wenn man aber die Lage und den Genuss bedenkt, ist die Ente ein Schnäppchen.
Aimy, Brienner Str. 10
Mo-Fr: 11.30-15/18-23 Uhr/Sa: 18-23 Uhr; Tel.: 089/45 21 27 55; www.aimy-restaurant.de
Autor: Rainer Germann