Hasan Ismaik, Investor und Mehrheitsgesellschafter beim TSV 1860 München steht in kurzen Hosen und T-Shirt auf einem Balkon mit Alpenpanorama und lässt die Bombe platzen: Ein Investment von 100 Mio. Euro in den TSV – allerdings unter einer Bedingung.
Dieser Tag wird mal wieder als ein besonderer in der jüngeren Geschichte des TSV 1860 eingehen… Über die Sozialen Medien wendet sich Hasan Ismaik heute in einer fast 15-minütigen Videobotschaft an seine Fans:
Liebe Löwen,
ihr seid das größte Kapital des TSV 1860 München. Ihr seid die wahren Champions in diesen ernüchternden Zeiten, weil ihr nicht loslassen könnt und die Löwen zu einem besonderen Verein macht. Ich habe nur einen Wunsch: 1860 muss wieder erfolgreich werden.
Diesen Wunsch beschreibe ich in diesem Video. Ich setze auf euch am 16. Juni. Es geht um die Zukunft der Löwen, um unsere Löwen.
Einmal Löwe, immer Löwe.
Hasan Ismaik
Es hat etwas ganz eigenes, wie der 46-jährige Jordanier im Video auf dem Balkon steht, immer wieder an seiner nicht brennenden Zigarre zieht und seine Videobotschaft auf arabisch (im Video mit deutschen Untertiteln) offensichtlich irgendwo ablesend verkündet:
Der Einstieg bei 1860
Er beginnt seine Botschaft damit, dass er sich erinnert, wie er vor 13 Jahren zu einem Spiel der Löwen in die Allianz Arena eingeladen wurde, glückliche Löwenfans erlebte und von Vereinsfunktionären hofiert wurde. Das brachte ihn dazu, zu helfen, damit die Stadt ihren Traditionsverein nicht verliert. München und Bayern sind in seiner Heimat Sinnbild für das Heilige Land, umringt von Seen, Bergen und vielen freundlichen Menschen. Er investierte, obwohl er sich vorher nie mit dem deutschen Fußball in der nötigen Ausführlichkeit beschäftigt habe.
Er war verwundert, dass der deutsche Fußball vom FC Bayern dominiert werde, selten auch von Borussia Dortmund. Die Meisterschaft von Leverkusen sei eine Ausnahme.
Die Beteiligung bei 1860 war verbunden mit einem großen Traum: 1860 wieder zu dem zu machen, was es einst in den 60er Jahren (Anm. Deutscher Meister 1966) und in der Zeit von Werner Lorant war.
Diese Emotionen und der Zeitdruck haben dazu geführt, dass er die Verträge nicht richtig gelesen habe – die Folgen der 50+1 Regel kannte er nicht. Er konnte nicht ahnen, dass man sich in Deutschland – anders als in England, Spanien oder Italien, gegen Investoren sträubt. Jedoch bereue er seinen Einstieg nicht und werde dies auch künftig nicht tun.
Nach Unterschrift der Verträge lernte er schnell das wahre Gesicht der e.V. Funktionäre kennen: Als er Fragen zum Etat stellte, sagte man ihm, dass man nicht wolle, dass er alles hinterfrage. Er solle Geld bezahlen und im Gegenzug dürfe er die Spiele besuchen. Von da an sei er sich vorgekommen wie ein stummer Geldautomat.
Ich habe euch doch nichts getan!
Als auch die Presse sein Engagement immer kritischer Betrachtete fragte er sich, warum er als der Bösewicht auserkoren wurde und warum man so viele Lügen über ihn verbreitete.
Langsam redet er sich beim Thema Funktionäre ein wenig in Rage. Diese zeigten zwei Gesichter, eines, wenn sie mit ihm sprächen und ein anderes, wenn mit der Presse und den Fans gesprochen werde. Das alles bringe ihn aber nicht davon ab, 1860 so schnell wie möglich aus der 3. Liga zu führen und irgendwann wieder ein Stadtderby erleben zu lassen.
Hand in Hand aber ohne Pro1860
Dieser Wunsch könne nur in Erfüllung gehen, wenn man den Weg Hand in Hand gehe. Bei 1860 herrschten Ideologien beim denen der Fußball keine große Rolle spiele. Die Satzungsänderungen der letzten Jahre von Pro1860 seien eine Schande und kosten den Verein viel Geld.
Er frägt, was die Vereinigung Pro1860 in den letzten Jahren gebracht habe, warum er der Böse Bube sei und sie die Retter des Systems. Die derzeitigen Verwaltungsräte profitierten von Freikarten und kostenlosem Essen und Getränken und dürften ab und an ihre Namen in der Zeitung lesen, haben aber nie etwas positives für 1860 entwickelt.
Der Präsident Robert Reisinger klebe trotz Jahren des Misserfolges an seinem Stuhl und meide die Öffentlichkeit. Die ehemaligen TSV-Stars könnten mit Reisingers Arbeit nur wenig anfangen.
Er hält es für Skandalös, dass der Verwaltungsrat Nicolai Walch ihn als „vermeintlichen Geldkoffer aus Abu Dhabi“ bezeichnete. In den Bilanzen der KGaA sei nachzulesen, dass er in der Vergangenheit immer wieder geholfen habe, was aber bewusst und systematisch verschwiegen werde. Wer Ismaik offen gegenüberstehe, werde als Feind ausgemacht, wobei er die Namen Bierofka, Köllner, Sitzberger und Pfeifer nennt. Es gäbe bei den Profis keine klare und umsetzbare Vision, der einzige Plan sei, ihn loszuwerden.
100 Millionen Euro
Kurz vor dem Ende nimmt er nochmal einen Zug an der Zigarre die nicht brennt und verkündet eine überraschende Nachricht: Er ruft die Mitglieder auf zur Wahl zu gehen und bei der nächsten Mitgliederversammlung einen neuen Verwaltungsrat zu wählen, sei es das Bündnis oder neutrale Kandidaten, auch er werde dort sein. Er kündigt an, im Erfolgsfall bis zu 100 Millionen Euro in den Verein zu investieren.
Dieser einmalige Schritt in die Öffentlichkeit ist durchaus spannend. Schafft er es, die Verwaltungsratswahl mit dieser Nachricht zu beeinflussen? Wie reagiert er, wenn die Fans sein Investment abschlagen und nicht wie gewünscht wählen? Die Situation bei 1860 spitzt sich jedenfalls immer weiter zu.
Hier die ganze Videobotschaft: