Das Groß-Veranstaltungsprogramm des Jahres scheint komplett. Nur wer soll das alles zahlen?
Fangen wir mit einer unverfänglichen und ganz und gar angenehmen Frage an: Wie geht es – falls sie so was haben – ihrem Kulturbudget für dieses Jahr? Nicht so gut? Nachvollziehbar! Selten wurden die Münchner Portemonnaies so von Groß-Veranstaltungen geplündert wie 2024. Nochmal ein kleiner Überblick allein über Konzerte: Taylor Swift, Coldplay, AC/DC, Metallica, Justin Timberlake, Olivia Rodrigo u.v.m. kommen zu uns, meistens gleich an mehreren Abenden und sind allesamt nicht gerade billig und doch ausverkauft oder nahe dran. Die Chance, dass ihr Kulturbudget also bereits von Tickets für eines der genannten Events belastet wurde, ist also sehr hoch. Umso weniger verwunderlich, dass die zehn (!!!) kommenden Adele-Konzerte bei Ticketpreisen von teils über 400 Euro (nochmal: !!!) und sogar das Fan-Fest zur kommenden Fußball-EM, bei dem Mark Forster, Nelly Furtado, Ed Sheeran und andere auftreten und für das nun sogar ein Kartenkontingent für vergleichsweise wirklich faire 69 Euro geschaffen wurde, noch nicht ausverkauft sind. Ist also auch in der geldigen Stadt München die Kaufkraft gedeckelt? Besonders wenn man bedenkt, dass man bei manchen Preisen die Wahl treffen muss, ob man lieber einen Abend Adele erlebt oder eben doch für eine Woche in den Urlaub fährt? Ja, scheint so.
Und ja, ich sehe schon ein, dass die genannten Großkonzerte nicht nur Geld kosten. Wenn Adele zehnmal vor je 80.000 Leuten spielt und dabei wahrscheinlich mehr als die Hälfte der Menschen von auswärts kommen, sind das eben zirka 400.000 Hotelübernachtungen mit Abendessen, kleinen angehängten Shoppingtrips etc. pp. Das spült schon sauber den DiriDari in die Kassen. Das gleiche Spiel gilt auch abseits der Kultur: Sechs Matches der bereits erwähnten Europameisterschaft finden in der Münchner Allianz-Arena statt. Auch da werden Gäste aus aller Welt, – oder eben Europa – zu uns kommen und das Leben genießen. Unter anderem auch im Stadion der Träume, der Location am Ex-Gasteig, jetzt Fat Cat, wo begleitend zum Turnier ein facettenreiches Kulturprogramm geboten sein wird. Auch da werden die Kassen klingeln. Parallel zu diesen außerordentlichen Events wollen auch Regulars, wie der dieses Jahr als besonders groß angekündigte Christopher Street Day oder das Tollwood begangen werden. Wahnsinn!
Diesen Sommer wird unser Millionendorf, wie es oft völlig zurecht genannt wird, überrannt von Angeboten und Besucher*innen. Fast so, als wäre es eben doch eine kleine Weltstadt. Und während man dem vielleicht zustimmen mag, sei hier erneut angemerkt: Eine Weltstadt zeichnet sich nicht (nur) dadurch aus, dass im Sommer dank irgendeines Großveranstalters irgendwo Ed Sheeran über die Bühne hüpft. Vielmehr dadurch, dass man z.B. auch im tiefsten Januar spannende Dinge erleben kann. Und wenn man so durch unser Blatt von vor vier Monaten schaut… Ja, da gab’s echt coole Sachen! Den Status als kleine Weltstadt haben wir für dieses Jahr also schon längst verdient. Schauen wir doch, dass es so bleibt und planen unser Budget so, dass wir auch zahlreiche kleinere Events besuchen können. Dann sind wir wahrlich Weltstadt. Und zwar eine mit Herz! … P.S.: Ach ja, Wiesn ist auch noch! Eh klar.