Das Ahimsa in Untergiesing widmet sich panasiatischer Esskultur nach buddhistischem Prinzip
Zugegeben, es ist nicht ganz einfach einen Tisch in dem relativ kleinen Lokal in der Sommerstraße zu bekommen, auch hier werden Slots in zwei Belegungen verteilt. Vegane Küche ist schwer angesagt, es scheint, als wäre die rein pflanzliche Ernährung zumindest in der Mitte einer eher jüngeren Gesellschaft angekommen. Dazu gesellen sich die Neugierigen und Gesundheitsbewussten – war der Anteil der weiblichen Gäste in Lokalitäten veganer Esskultur früher deutlich in der Überzahl, so kann man zumindest an einem sehr gut besuchten Mittwochabend im Ahimsa nicht mehr davon sprechen. Dem Lokal eilt ein guter Ruf voraus, es ist lässig aber nicht schick eingerichtet, und der frühere Ableger des angesagten Hippie Chay muss nach dessen Schließung nun allein die Nachfrage stillen. Bastlampen, große Pflanzenwandgemälde wie aus einem historischen Erdkundebuch, Furnierholztische – der Name Ahimsa kommt aus dem Sanskrit und bedeutet Gewaltlosigkeit, eines der wichtigsten Prinzipien im Hinduismus und Buddhismus. Dieses Prinzip haben sich die Betreiber auf die Fahne geschrieben, es werden ausschließlich pflanzliche Produkte verwendet, auch die Getränke sind zu 100 Prozent vegan. Und es geht noch einen Schritt weiter: bei der Herstellung der Speisen und Drinks werden ausschließlich mit Aktivkohle gefiltertes Leitungswasser, Himalaya-Salz, Rohrzucker, keine Geschmacksverstärker sowie keine zusätzlichen Farbstoffe verwendet.
Die drei jungen Frauen im Service sind ausgesprochen freundlich und schwer auf Zack, kein Wunder, denn das Lokal ist um 18.30 bereits rappelvoll. Ab 20 Uhr kommt die nächste Belegung, darauf wird bei der Platzierung höflich hingewiesen. Uns reichte die Zeit, sich quer durch die überschaubare Karte zu essen, natürlich nicht alle Gerichte. Nach einer Flasche gefiltertes Wasser (1l, 4,50), einem Tiger Beer (4) und einem Weißburgunder-Naturwein von Judith Beck (0,2 zu 8) ging es los mit „Crunchy Lemon Avo“, fünf frittierte Avocado-Schnitze, gestreift mit einer dunklen, süßlichen Teriyaki-ähnlichen Soße und einem Klecks Chili-Mayonnaise (6). Ein gelungener Start, auch die zwei „Shaolin Rolls“, frittierte Gemüse-Pilz-Frühlingsrollen konnten trotz der bisschen faden Tunke dazu mit Biss und Geschmack überzeugen (6). Richtig gut wurde es mit den „Crunchy Shrooms Inside Out Rolls“ – das Sushi war auf dem Prinzip einer Garnelen-Tempura-Roll mit frittierten und marinierten Pilzen und Gurke gefüllt, dazu eine gute Sojasoße (8 Stk, 9,50). Der ebenfalls probierte Naked White von Gernot Heinrich (0,2 zu 8,50) ist eine wirklich schön gemachte Chardonnay/Weißburgunder-Cuvée vom berühmten Großwinzer aus Österreich, der auch bisherige Orange-Wein-Verachtende bekehren könnte.
Ein Bao-Bun-Trio (18) schloss sich dazu an: gefüllt waren die weich-fluffigen Hefeteig-Semmelchen alle gleich mit Gurke, eingelegter Karotte und Rettich, Radieschen, Koriander, Chili-Mayo und Röstzwiebeln, dazu gab es je einmal marinierte Austernpilze, Seitan-„Crispy Duck“ und nochmal „Crunchy Avo“. Überzeugen in der Kombination mit den Buns konnten eigentlich nur die Pilze, der Rest war eher ein bisschen langweilig, auch aufgrund der identischen Garnitur. Hier wäre eigentlich, z.B. durch unterschiedliche Kräuter, Marinaden, Dips und Toppings, ein breiteres Geschmackspektrum leicht möglich. Auf das „Hokkaido Curry“ (15,50) haben wir uns richtig gefreut, leider hat es den Erwartungen auch mangels näherer Definition auf der Karte nicht ganz entsprochen: Statt eines raffiniert gegarten und gewürzten sämigen Gemüsecurrys im eher indischen Stil, kam ein dünnes rötliches Kokosmilch-Curry auf thailändische Art (gibt es mittlerweile praktisch überall) mit grob gewürfelten Kürbis- und Gemüsestückchen und ein paar Korianderblättchen an den Tisch. Als Proteinbeigabe haben wir Tofu statt nochmal „Crispy Duck“ oder Austernpilze gewählt, der dazu gereichte schwarze Reis war gut, alles zusammen aber leider einfach zu durchschnittlich, schade. Hätte man besser doch die Udon Xao oder Ramen Bowl genommen – die haben am Nebentisch auf alle Fälle schon mal gut ausgesehen.
Fazit: Ein sympathisches Lokal, guter Service, schöne Natural-Weine und manches hat auch gut geschmeckt – insgesamt wäre hier aber durch raffinierte Gewürze und den vielen verschiedenen tollen Kräutern, die es in der panasiatischen Küche gibt, noch einiges rauszuholen. Und: Eine übersichtliche Karte ist immer ein Pluspunkt – nur fallen dann die Wiederholungen der Zutaten und Dips auch besonders auf. Tolles Konzept – aber da geht noch was.
Autor: Rainer Germann
Ahimsa, Sommerstr. 41
Di-So: 17.30 bis 23 Uhr, Tel.: 089 277 93 993, www.ahimsa-restaurant.de