Das kleine Traditionswirtshaus Zur Schwalbe im Westend hat unter neuer Leitung wiedereröffnet.
Mit den Schwalben ist es so eine Sache: Bei den einen, den flattrig-eleganten, Mücken jagenden Flugkünstlern freuen sich alle, dass diese doch tatsächlich jeden Sommer wieder zurückfinden. Auf die sportlichen, besser gesagt die unsportlichen fiesen „Schwalben“-Einlagen überbezahlter Ballkünstler könnten die meisten dagegen gut verzichten.
Zusätzlich zu diesem Schwalbenaufkommen erfreut sich München aber zur Zeit auch noch an einer heuer erstmalig sehr häufig auftretenden, orangefarbenen Schwalbenart: dem inzwischen voll elektrifizierten Modell des alten DDR-Kultmopeds namens „Schwalbe“, das an jetzt an allen Ecken rumflitzen sieht – wunderbar geräuschlos wie die fliegenden Schwestern.
Neues von der Westend-„Schwalbe“
Aber damit noch nicht genug an Schwalben: Das alte kleine Traditionswirtshaus „Zur Schwalbe“ mit der angeblich ältesten Kegelbahn Münchens und einem traumhaften Wirtsgarten-Juwel (mitten zwischen den Häusern an der dort völlig ruhigen Schwanthaler Straße gleich hinter der Augustiner-Brauerei im tiefsten Westend) hat wieder neu eröffnet.
Zum letzten Jahreswechsel hat Sternekoch Karl Ederer nach knapp zwei Jahren sein Küchen-Konzept „Heimat-Food“ für beendet erklärt und ist „ohne Wehmut“ Skifahren gegangen, so die Boulevard-Presse. Das neue sympathische und herzliche Pächterpaar Tiziana Romano und Dirk Zeilmann haben den kleinen Wirtsraum ein bisschen heller gestaltet, neue „alte“ Lampen an die Decke gehängt und sind guter Dinge gestartet. Die Kegelbahn läuft fast schon jeden Tag ganz ordentlich und die Leute vom Viertel kommen – denn eine Viertel-Wirtschaft für alle soll es auf alle Fälle wieder werden.
Zur Eröffnung im März waren viele der alten Freunde und Gastronomiekollegen da, denn die Wirtsleute sind bereits seit Jahren in der Münchner Gastronomie unterwegs: Dirk unter anderem als Betriebschef im ehemaligen „Tramin“ in Haidhausen – und Tiziana lacht in Erinnerung an die langen Servicejahre im „Hey Luigi“ bis zur Kinderpause.
Bayerisch mit Pfiff
Sehr übersichtlich soll die Speisekarte sein und bleiben: einfach aber mit Pfiff, bayerisch schon, aber auch a bisserl was anderes. Deshalb kommt auch der italienische Schwager Francesco demnächst als Küchenchef zu Hilfe. Ein vernünftiges Mittagsgeschäft im Biergarten – das muss natürlich schnell gehen und gut sein, so der Dirk.
Wir haben den Breznsalat (10,50) probiert, mit gerösteten Breznstückerln, viel jungem Blattspinat, guten Cocktailtomaten, Salatgurkenstückchen, knackigen Radieserl-Scheibchen und feinem Honig-Senf-Dressing, alles in einem großen Suppenteller mit lauwarmen Pitabrot-Streifen serviert – da erfreut einen die Mittagpause durchaus auch ohne Fleisch. Und das Kalbsgulasch (13,90) – mit reichlich butterweichen Fleischstücken in schön eingekochter Paprikasauce mit angebratenen weißen und grünen Spargelstückchen und drei angerösteten Servietten-Knödeln-Scheiben – war beste Wirtshausküche.
Am Nebentisch wurden die Rahmfleckerl (7,50) aufgetragen – zwei Sauerteigfladen, die mit Bergkäse, Crème fraîche und diversen Zutaten nach Wahl im Schamott-Ofen knusprig gebacken werden. Schon bei Servieren hörte man vom Gast ein: „Das sieht aber toll aus“ und dazu vom im Service aushelfenden Koch den trockenen Kommentar: „Des schmeckt auch so“ (als wir gingen waren die Teller auf alle Fälle ratzeputz leer). Bei unserem Besuch am Abend haben wir dann bei einem sauber gezapften, wohltemperierten Augustiner Hellem (3,50) und einem ganz ordentlichen grünen Veltliner (6,20) den Krustenschweinsbraten (12,90) und Schnitzel „Wiener Art“ (12,90) probiert: zwei Scheiben schön festes Wammerl mit reschem Krustenrand in einer sehr annehmbaren Schweinsbratensauce, dazu zwei kleine Kartoffelknödeln und einen knackigen Krautsalat.
Und das „Wiener Schnitzel“ mit leicht gewellter Pandade, buttrig, das Fleisch dünn geklopft, dazu ein Kartoffel-Vogerl-Salat fast wie daheim und dann auch noch vier Stangen feinen weißen Spargel (Aufpreis 3.-) mit heißer Butter dazu – Feierabend-Glück pur!
Autor: Peter Trischberger
Zur Schwalbe, Schwanthalerstraße 149
Mo. bis Fr.: 11:30-0:00 Uhr, Sa.: 17:30-0:00 Uhr, So.: 11:30-0:00 Uhr, Tel: 089 230 214 47