Kinder, wie die Zeit vergeht! Am Wochenende ist es exakt ein Vierteljahrhundert her, dass das “KW – Das Heizkraftwerk” im alten Kunstpark Ost eröffnet hat.
”Forward ever, backward never” – den alten Slogan des Mega-Raves Mayday ignorieren wir heute mal geflissentlich und blicken ganz bewusst zurück. Und auch ein wenig verwundert. Ist es wirklich schon 25 Jahre her, dass der legendäre Technoclub KW – Das Heizkraftwerk auf dem Gelände der ehemaligen Pfanni-Werke im damaligen Kunstpark Ostseine Pforten öffnete. Kaum zu glauben, aber so ist es. Am Donnerstag, den 31. Oktober 1996 zu Halloween wurde das KW mit DJ David Morales eröffnet.
Parallel dazu wurde auch die ”World League” als Marke aus der Taufe gehoben. So nannten die ursprünglichen Clubbetreiber Tom Hilner, René Vaitl sowie Mathias Scheffel und sein Bruder Götz Scheffel von den Tanzdieben damals die Samstagsveranstaltung im KW. Auch heute noch organisieren Hilner und Vaitl unter diesem Label Events mit angesagten DJs aus aller Welt, zumeist in großen Hallen oder auf Open-Air-Arealen, manchmal aber auch in kleineren Clubs.
Ein absoluter Stammgast bei den World-League-Events ist Techno-Guru Sven Väth. Der Frankfurter war am 2.11.1996 auch der zweite Gast-DJ im neue eröffneten KW, das in einem ehemaligen Heizkraftwerk residierte und nach monatelanger Entkernung und zahlreichen Umbaumaßnahmen mit gleich drei Ebenen zu einer Art Kathedrale der elektronischen Musik wurde. Der Club war ein Paradebeispiel für die Neuverwendung eines früheren Industriebaus und ein überaus spektakulärer Neuzugang im damals gerade erst seit wenigen Wochen existierenden Kunstpark Ost.
Zu der Zeit gab es auf dem Gelände gerade mal eine Handvoll Locations, wie z.B. die Nachtkantine, die Bongo Bar, das Ultraschall oder das Babylon. Aber es wurde fleißig gehämmert und gewerkelt, praktisch jede Woche wurde eine Neueröffnung gefeiert: K41, die erste Milchbar, Werkbar, Starskys, Natraj Temple, Cohibar oder New York Table Dance hießen die Clubs und wurden innerhalb kürzester Zeit zu Publikumsmagneten. In der erfolgreichsten Phase des Kunstparks schoben sich an den Wochenenden weit über 10.000 Besucher*innen durch die “Schinkenstraße” auf dem Gelände hinterm Ostbahnhof.
Damals war das Münchner Nachtleben, das schon zuvor durch die Partys am alten Flughafen Riem einen Aufschwung erfahren hatte, plötzlich national und international in aller Munde. Die Gäste kamen aus aller Welt und gingen vielfach gern ins KW, wo an einem Abend gut und gerne auch mal bis zu 3.000 Techno- und Housefans durchgeschleust wurden. Bei einem Line-up mit absoluten Stargästen wie Boy George, Daft Punk, Jimmy Somerville, Carl Cox, Armand van Helden, Erick Morillo, Bob Sinclar oder Westbam war das natürlich kein Wunder.
Würde so ein Laden wie das KW, das am 31. Januar 2003 wegen des Geländebetreiberwechsels (vom Kunstpark zur Kultfabrik) mit einem Gig von Premieren-DJ David Morales wieder schließen musste, eigentlich heute auch noch so gut laufen? Betreiber Tom Hilner meinte dazu nur: “Es würde besser funktionieren als je zuvor. Die Leute mögen solche Industriehallen ja immer noch total gern, das hat man auch am MMA gesehen. Heute würde allerdings viel mehr fotografiert und gefilmt werden als früher. Daher habe ich leider auch kaum mehr Bilder von damals aus dem KW, nur die Flyer, da hab ich von fast jedem Öffnungstag noch einen.”
Ein paar Fotos von früher konnte uns Tom Hilner aber erfreulicherweise noch zusenden. So können wir also zum 25-jährigen Jubiläum des KW noch mal ein wenig in Erinnerungen schwelgen.
Mehr Infos: KW – Das Heizkraftwerk auf Wikipedia, www.worldleague.de