Das Festival Radikal jung holt von 19. bis 27. April 14 Stücke ans Volkstheater.
Radikal die Augen öffnen: Wieder einmal stößt das Kuratoren-Team rund um Jens Hillje, Christine Wahl, C. Bernd Sucher und Florian Fischer Fenster auf, um dem Münchner Publikum horizonterweiternde Ausblicke zu ermöglichen – auf ausgewählte Arbeiten in der deutschen und europäischen Theaterlandschaft. Das Besondere dabei: Radikal jung lädt junge Regie-Talente ein, die gerade auf dem Schritt zum großen Durchbruch stehen und neue Bild- und Bühnensprachen erproben.
Diesmal wurden Arbeiten aus Athen, Brüssel, Cottbus, Gießen, Essen, Berlin, Hamburg, Dortmund, Düsseldorf, Kopenhagen, Magdeburg und in Wien eingeladen. Und natürlich ist auch das Volkstheater selbst, wo das Festival von 19. bis 27. April auf den drei Spielstätten im Haus und in einem Festivalzelt steigt, selbst vertreten: Der Regisseur und Bühnenbildner Ran Cahir Bari-zwei erzählt mit „Das große Heft“ in einem labyrinthisch verdichteten Epos vom Grauen der europäischen Geschichte im 20. Jahrhundert – anhand der Parallelstory von Zwillingskindern, die zu ihrer Sicherheit (einer trügerischen) aufs Land geschickt werden (21.4.).
Los geht’s mit der Produktion „Doktormutter Faust“ von Selen Kara vom Schauspielhaus Essen. Die junge Regisseurin will wissen, was eine zersplitterte, unruhige Welt von heute überhaupt noch im Inneren zusammenhalten kann (19.4.). Mit der neoliberalen Verwurstung von schönen Körpern befassen sich Olivia Axel Scheucher und Nick Romeo Reimann aus Wien in ihrer phsyisch anspruchsvollen choreografischen Analyse „Fugue Four: Response“ ist eine Stunde schweißtreibende Selbstausbeutung (19.4.).
In den Geschlechterkampf zieht Theresa Thomasberger mit ihren „Männerphantasien“ vom Deutschen Theater Berlin (19./20.4.). „Spill Your Guts“ ist eine gruselige Buchrednershow mit abgründigem Humor, in der der Performer Hendrik Quast vom kranken Körper erzählt (20.4.). Als postmigrantisches Gedankenspiel möchte Murat Dikenci vom Theater Dortmund seine Produktion „Die Gerächten“ verstanden wissen (21./22.4.).
Und das „Blutbuch“ von Kim de l’Horizon landet unter der Regie von Jan Friedrich vom Theater Magdeburg auf den Brettern (24.4.). Ebenfalls starke Literatur: An „Arbeit und Struktur“ des viel zu früh verstorbenen Schriftstellers Wolfgang Herrndorf arbeitet sich schließlich Adrian Figuera, ursprünglich aufgeführt am Düsseldorfer Schauspielhaus, ab (21./22.4.).
„Wie ein roter Faden ziehen sich Geschichten von verletzlichen Körpern und ihren Möglichkeiten und Grenzen sich zu wehren durch die eingeladenen Inszenierungen“, sagt Kurator Jens Hillje. „Es entsteht ein Panoptikum der Beschäftigung mit der Endlichkeit von Körpern durch Gewalt, Krankheit und Tod – aber auch der Feier von Körpern, die Widerstand leisten, sich befreien und ihre Potentiale und Lust zu leben entfesseln.“ Radikal eindeutig: Hingehen!