Javier Cáceres: Tore wie gemalt

Javier Cáceres: Tore wie gemalt

Über 100 Zeichnungen die Fußballgeschichte schreiben

Fußball ist große Kunst: Gerd Müllers Siegtor im WM-Finale 1974, Mario Götzes Geniestreich 2014 in Rio oder Xabi Alonsos Elfmetertor per Nachschuss bei Liverpools Champions-League-Gewinn 2005.

Die schönsten und spektakulärsten Tore von 1948 bis heute lässt Javier Cáceres, seit 2002 Sportreporter bei der Süddeutschen Zeitung, von 118 Fußballstars in sein kleines, schwarzes Moleskine-Notizbuch zeichnen: Franz Beckenbauer, Pelé, Luis Figo, Nia Künzer, Pep Guardiola, Steve McManaman, Steve Nicol oder Kai Havertz skizzieren Schüsse als Striche, Spieler als Strichmännchen, Dribblings als Wellenlinien, garniert mit einem Autogramm und einer Anekdote zum Tor des Lebens.

Michel Platini kann sein „Golden Goal“ nicht malen, es wurde im Weltpokalfinale 1985 aberkannt. Pelé zeichnet all seine 1.282 erzielten Tore in einem Bild. Für Juan Pablo Sorín war das Trainingscamp mit einem Frauenteam im Armenviertel von Buenos Aires sein größter Coup. Fast 20 Jahre lang sammelte Cáceres Fußballpoesie wie andere Fußballsticker von Panini. Günter Netzer zierte sich, weil er nicht zeichnen könne, „Kaiser“ Franz flachste: „Mal’s selbst.“

Bei Gerd Müller streikte der Kuli, mit dem Ersatzstift klappte es. Entstanden ist eine 318-seitige Werkschau fürs Fußballmuseum, mit einem Vorwort des Fußball-Philosophen Jorge Valdano, im Nachwort verrät Cáceres selbst, wie alles entstand. Die Sammlung ist liebevoll konzipiert und hochkarätig besetzt. Einziger Wermutstropfen: Weltstars wie Johan Cruyff, Diego Maradona, Zinédine Zidane, Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo fehlen.

Wolfgang Scheidt

Javier Cáceres: Tore wie gemalt, Insel Verlag, ISBN 978-3-458-64444-6