Mit „Serpentine” im Schwere Reiter: Felix Hauptmann

Jazz im Juni: Auf gewundenen Pfaden

Trotz Fußball-Konkurrenz hat das Münchner Jazz-Programm in der nächsten Zeit so einiges zu bieten

Die letzten Wochen waren für den Pianisten und Komponisten Felix Hauptmann der pure Luxus. Der Kölner, der in der Jazz-Szene als einer gilt, der die Dinge musikalisch anders angeht und denkt, ist derzeit einer von fünf Stipendiaten in der Feldafinger Villa Waldberta. Dort kann er sich in aller Ruhe und mit reichlich Platz auf seine Arbeit konzentrieren. Denn zuhause in Köln ist die tägliche Ablenkung meist zu heftig, um aufwändige Vorhaben konsequent weiterzuführen. Sein Projekt „Serpentine“ gab es vor dem Einzug in die Villa zwar schon als Idee, Skizzen lagen auch vor … jetzt aber erst konnte der Musiker die Partituren ausarbeiten, die für ihn selbst, die Flötistin Jorik Bergman, den Saxofonisten Fabian Dudek, die Vibrafonistin Evi Filippou, die Bassistin Ursula Wienken und den Schlagzeuger Leif Berger gedacht sind. „Serpentine“ wird jetzt im Schwere Reiter am 6. Juni aufgeführt.

Am Tag danach spielt dort Hauptmanns Trio Percussion (mit Bassist Roger Kintopf und Drummer Leif Berger). Felix Hauptmann: „Serpentine“ entstand aus der Vorstellung heraus, dass man zusammen einen gewundenen Pfad beschreitet, nicht wissend, wohin der führt. Wie fast alle Musik, die ich bislang geschrieben habe, ist auch diese recht schwer, undurchsichtig und komplex – man muss auf jeden Fall die ganze Zeit auf der Hut sein. Trotzdem ist die Komplexität nicht der Inhalt der Musik, sondern nur ein Parameter. Ich habe festgestellt, dass eine gewisse Herausforderung und die Suche nach ungewohnten Szenarien für das gemeinsame Tun innerhalb eines Ensembles eher unterstützend und für den Bandsound förderlich ist – weil man sich gemeinsam Gedanken machen muss: wie spielen wir das denn, wie gehen wir mit dem Material um?“

Wenn der junge Schlagzeuger Jonas Sorgenfrei Themen und Stücke schreibt, beherzigt er eigentlich immer ein Mantra seines Lehrers Bill Elgart, der ihm einst eingetrichtert hat: „sing what you play and play what you sing“. Will heißen: wenn du die Melodien, die dir einfallen nicht singen kannst, machen sie keinen Sinn. Das Credo seines Mentors will er nun auch bei einem „Bühne Frei im Studio 2“-Konzert umsetzen, wenn er mit Saxofonist Florian Trübsbach, Gitarrist Philipp Brämswig, Pianist Rainer Böhm und Bassist Matthias Akeo Nowak ein Gastspiel im Funkhaus gibt (26.6.).

JAZZ-SHORTCUTS:

Das Programm „Downtown“ ist die musikalische Liebeserklärung des Sängers Kilian Sladek an die Großstadt (Unterfahrt, 1.6.). /// Ein Unterfahrt-Reigen: dem Trio der spanischen Pianistin Marta Sánchez (4.6.) folgen funkige Fusionsounds der 70er mit Gitarrist Vlado Grizelj (5.6.), jazzige Bach-Inventionen von Pianist Dan Tepfer (6.6.), Weltmusikklänge des argentinischen Gitarristen Quique Sinesi (7.6.) und facettenreiche Songs der Sängerin Mirna Bogdanovic (8.6.). /// Der 11. Juni ist mal wieder so ein Tag, an dem vielleicht eine Münze die Entscheidung bringen sollte: gehe ich zum Quartett des New York-erfahrenen Bassisten Holger Scheidt in den Nightclub oder zum Trio Ronny Graupe-Lucia Cadotsch-Kit Downes in die Seidlvilla („Jazz+“)? Alternativ böte sich auch noch das Konzert des um die chilenische Saxofonistin Melissa Aldana verstärkten Pablo Held Trios in der Unterfahrt an – aber die Vier spielen dort gleich an vier Abenden hintereinander (bis einschließlich 14.6.).

Ein Must für alle Connoisseure des zeitgenössischen Jazz: das Konzert des Trompeters Ralph Alessi, der mit Pianist David Virelles, Bassist John Hébert und Schlagzeuger Nasheet Waits drei Weltklasse-Leute im Nightclub dabei hat (12.6.). /// Das Quintett des Saxofonisten Moritz Stahl stellt im Künstlerhaus das viel beachtete Album „Traumsequenz“ vor (14.6.). /// In der Unterfahrt spielt das Quartett Gigglemug (15.6.), während ein paar Türen weiter im MUG parallel die Formation TIAN bei einem „Offene Ohren“-Konzert improvisiert. /// Bei den Abschlusskonzerten der Hochschule für Musik und Theater kann der Nachwuchs am 18., 19. und 25.6. in der Unterfahrt zeigen, was er drauf hat. /// Dort lässt das ICI am 21.6. die Avantgarde tanzen und die Saxofonistin Maria Grand im Beisein des Vibrafonisten Joel Ross verhuschte Lyrik in ernsthafte Jazzimprovisationen münden (22.6.). /// Im MUG ist der Amerikaner Eli Wallace solo an einem präparierten Flügel aktiv (25.6.). /// Noch zwei Unterfahrt-Highlights: die Formation Many Moons (28.6.) und das Trio des Pianisten Petter Bergander (29.6.).